Julio Vasquez zu Besuch in Deutschland

Vie­le Jahr­hun­der­te lang reis­ten Mis­sio­na­re aus Euro­pa an die ent­le­gens­ten Orte der Erde, um den Men­schen das Evan­ge­li­um zu brin­gen. Das ist nach wie vor nötig. Doch mitt­ler­wei­le sen­den die Län­der der süd­li­chen Welt auch vie­le Mis­sio­na­re zu uns, weil hier vie­le Men­schen Jesus Chris­tus nicht ken­nen. Mis­si­on ist längst kei­ne Ein­bahn­stra­ße mehr. Wir erle­ben immer wie­der, dass Mis­sio­na­re aus einem ande­ren kul­tu­rel­len Umfeld einen bes­se­ren Zugang zu ihnen haben. In Chi­le berei­ten unse­re Mit­ar­bei­ter zum Bei­spiel in Zusam­men­ar­beit mit unse­rer Part­ner­or­ga­ni­sa­ti­on „Pro­Vi­sión“ jun­ge Chris­ten auf ihren Dienst in Deutsch­land vor.

Am ver­gan­ge­nen Wochen­en­de besuch­te Julio Vas­quez, der Lei­ter von Pro­Vi­sión, zusam­men mit sei­ner Frau Eri­ca die Lie­ben­zel­ler Mis­si­on. Dort traf er Mis­si­ons­di­rek­tor Dave Jar­setz und den Lei­ter des Teams „Mis­si­on & Inte­gra­ti­on“, Mar­tin Kocher.

Julio Vas­quez und Dave Jar­setz bedank­ten sich für die ver­trau­ens­vol­le Zusam­men­ar­beit und beton­ten, dass die Koope­ra­ti­on fort­ge­führt und ver­tieft wer­den soll. Damit noch vie­le Men­schen in Süd­ame­ri­ka, in Euro­pa und welt­weit von Gott hören.

„Den Menschen hier wurde jahrzehntelang ausgeredet, dass es Gott gibt“

Mai­ka Hirsch­feld ist aus­ge­bil­de­te Steu­er­fach­an­ge­stell­te und stu­dier­te an der Inter­na­tio­na­len Hoch­schu­le Lie­ben­zell und der Evan­ge­li­schen Hoch­schu­le TABOR Evan­ge­li­sche Theo­lo­gie. Seit Sep­tem­ber 2022 ist sie in der „Oase im Reit­bahn­vier­tel“ in einem Plat­ten­bau­ge­biet in Neu­bran­den­burg im Ein­satz. Dort setzt sie sich dafür ein, zusam­men mit dem „Oase“-Team und den Men­schen aus dem Vier­tel Gemein­de zu gestal­ten und zu bau­en. Wir haben Mai­ka eini­ge Fra­gen gestellt.

Ein gutes hal­bes Jahr bist Du jetzt in der Oase. Was ist dein Eindruck?
Ich füh­le mich sehr wohl und bin schnell ange­kom­men. Ursprüng­lich kom­me ich ja aus Bran­den­burg, leb­te dann in Hes­sen und Baden-Würt­tem­berg. In Neu­bran­den­burg konn­te ich mich schnell ein­le­ben. Was ich inter­es­sant fin­de: Ich war 2018 schon mal zum Schnup­pern im Reit­bahn­vier­tel. Ich fand die Oase schon damals eine span­nen­de und wich­ti­ge Arbeit, hat­te aber nicht das Gefühl: Da gehö­re ich hin. Das ist jetzt ganz anders.

Was hat dich bis­her überrascht?
Unser Team ist ganz anders zusam­men­ge­setzt als ich das ver­mu­tet hät­te. Sven fiel krank­heits­be­dingt lei­der lan­ge aus. Wir übri­gen im Team sind drei jun­ge Frau­en und alle nicht so lan­ge vor Ort. Das hät­te ich mir so nicht aus­ge­sucht. Es wirkt viel­leicht manch­mal etwas chao­tisch, aber Gott hat das mit unse­rem Team sehr gut gemacht und viel Segen geschenkt. Wir haben einen gro­ßen Zusam­men­halt, viel Wert­schät­zung für­ein­an­der und ein­fach ein super Mit­ein­an­der im Team. Das ist ein gro­ßes Geschenk.

Vie­le Men­schen bei euch im Vier­tel leben von Trans­fer­leis­tun­gen. Durch die Infla­ti­on haben sie es beson­ders schwer. Wie kom­men sie damit klar?
Die Ener­gie­kri­se macht den Men­schen schon zu schaf­fen. Vie­le haben Angst, wie sie alles stem­men sol­len. Es haben auch Leu­te damit zu kämp­fen, die eine Arbeits­stel­le haben.
Ein­mal in der Woche bie­ten wir das Oase-Früh­stück an. Eigent­lich soll es vor allem unse­rer Gemein­schaft die­nen. Der­zeit ist es aber auch eine kon­kre­te Hil­fe für die Men­schen, an ein gutes und gesun­des Früh­stück zu kom­men. Es gibt schon Men­schen hier, die sehr rech­nen müs­sen, was sie ein­kau­fen kön­nen und was nicht.

Was moti­viert dich in dei­ner Arbeit?
Ich stam­me aus Ost­deutsch­land. Glau­be und Kir­che wur­den vor der Wie­der­ver­ei­ni­gung jahr­zehn­te­lang unter­drückt und den Men­schen aus­ge­re­det, dass es Gott gibt. Vie­le Men­schen kön­nen Got­tes Wir­ken gar nicht ein­ord­nen, weil ihnen die Bezugs­punk­te feh­len. Mich moti­viert es, dass ich mit­hel­fen darf, dass Men­schen dort mit Gott in Ver­bin­dung kommen.

Was sind eure Plä­ne für die Oase?
Was uns auf dem Her­zen liegt sind Jün­ger­schaft und Nach­fol­ge. Daher suchen wir nach Mög­lich­kei­ten und Wegen, um mit den Leu­ten kon­kret Schrit­te in der Nach­fol­ge zu gehen, die zu ihnen und ihren Lebens­um­stän­den pas­sen. Ger­ne wol­len wir in die inves­tie­ren, die auch Inter­es­se an Gott haben, um ihre Bezie­hung zu Gott zu stärken.

Gibt es eine Begeg­nung in der letz­ten Zeit, die dich beson­ders bewegt hat?
Einer der Jugend­li­chen, zu dem wir einen rich­tig guten Draht hat­ten und der sein Leben mit Jesus leb­te, wur­de von einem pri­va­ten Schick­sals­schlag so aus der Bahn gewor­fen, dass wir das Gefühl haben, dass er gera­de kom­plett von Gott weg­drif­tet. Das bewegt uns sehr. Wir erle­ben das immer wie­der, dass die Men­schen von ihren eige­nen Bio­gra­fien ein­ge­holt wer­den. Es ist halt nicht so, dass Gott einem ein­fach ein Pflas­ter auf­klebt und dann alles wie­der gut ist. Es ist oft ein lan­ger Pro­zess. Wir freu­en uns über alle, die für die­sen Jugend­li­chen und unse­re Arbeit in der Oase beten.

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„Gott segnet jeden Menschen mit irgendetwas“

Tobi­as und Sarah Mül­ler arbei­te­ten von 2011 bis 2023 als Mis­sio­na­re in Mala­wi. Seit Sep­tem­ber 2018 waren sie für die Schu­lungs­ar­beit unter Pas­to­ren und Gemein­de­lei­tern, die mis­sio­na­ri­schen „impact“-Einsätze und admi­nis­tra­ti­ve Auf­ga­ben ver­ant­wort­lich. Zuvor waren sie im Dorf­ent­wick­lungs­pro­jekt Ubwen­zi sowie am Chiso­mo-Zen­trum tätig. Ab Sep­tem­ber 2023 lei­ten sie das Lie­ben­zell House in Toron­to. Dort betreu­en sie die ange­hen­den Mis­sio­na­re in ihrer Vor­be­rei­tungs­zeit und Stu­die­ren­de der Inter­kul­tu­rel­len Theo­lo­gi­schen Aka­de­mie wäh­rend ihres Aus­land­se­mes­ters in Toron­to. Eben­so sind sie für die Teil­neh­men­den des Jün­ger­schafts­pro­gramms „impact-move“ zustän­dig. Zusam­men mit ihren bei­den Kin­dern haben sie einen Zwi­schen­stopp in Deutsch­land gemacht. Dabei haben wir ihnen eini­ge Fra­gen gestellt.

Ihr habt zwölf Jah­re in Mala­wi gelebt und gear­bei­tet. Wie fällt euer Fazit aus?
Für uns war es eine Berei­che­rung, nicht nur selbst zu geben, son­dern auch von den Mala­wi­ern viel zu ler­nen. Es ist span­nend im Rück­blick zu sehen, wie man sich ent­wi­ckelt, tie­fer gedrun­gen ist und man­ches bes­ser ver­stan­den hat. Unser Mot­to für die­ses Jahr lau­tet „Losing is gai­ning“ (Ver­lie­ren bedeu­tet gewin­nen). Man nimmt schon eini­ges auf sich, wenn man zwölf Jah­re in einem afri­ka­ni­schen Land lebt, muss auf man­ches ver­zich­ten. Aber in der grö­ße­ren Per­spek­ti­ve ist vie­les ein ech­ter Gewinn. Wir konn­ten unse­ren Blick wei­ten, haben Freun­de ken­nen­ge­lernt und vie­le Über­ra­schun­gen erlebt.
Unser Ein­druck ist: In Deutsch­land wird viel gejam­mert, sicher manch­mal auch berech­tigt. Aber trotz aller Schwie­rig­kei­ten in unse­rem Land leben wir in einem gro­ßen Über­fluss. Die­ser Unter­schied fällt uns natür­lich beson­ders auf, weil wir gera­de erst aus Afri­ka zurück­ge­kom­men sind. Vie­les ist im Wes­ten ein­fach selbst­ver­ständ­lich, wofür wir dank­bar sein kön­nen. Trotz der Ener­gie­kri­se ist bis­her immer Strom vor­han­den gewe­sen. In Mala­wi ist das ganz anders. Da muss­ten wir immer den Strom fürs Wäsche­wa­schen oder Bügeln nut­zen, wenn er halt da war.

Was wer­det ihr an Mala­wi vermissen?
Die Mala­wi­er sind sehr dank­bar und groß­zü­gig, obwohl vie­le Men­schen sehr wenig haben. Mala­wi­er sind ger­ne unter den Leu­ten. Sie blei­ben auch mal län­ger sit­zen. Sie leben eine beson­de­re Gast­freund­schaft. Das haben wir sehr genos­sen. Was wir auch ver­mis­sen wer­den, ist die ein­fa­che Art, über Gott und die Bibel reden zu kön­nen. Für die Men­schen in Mala­wi steht außer Fra­ge, dass es einen Gott gibt. Ins Gespräch über Jesus kommt man sehr leicht – auch mit Muslimen.

Was wünscht ihr den Men­schen in Malawi?
Wir wün­schen ihnen, dass sie trotz ihrer Armut die Res­sour­cen erken­nen, die sie haben. Gott seg­net jeden Men­schen mit irgend­et­was – egal, ob er viel hat oder wenig. Wir wün­schen ihnen, dass sie erken­nen, dass Gott auch das Klei­ne seg­net. Außer­dem hof­fen wir, dass geist­li­ches Wachs­tum geschieht, dass Gemein­den geist­lich reif werden.

Auf was freut ihr euch in eurer neu­en Auf­ga­be in Kanada?
Wir haben eine Bibel­schu­le und ein Dorf­ent­wick­lungs­pro­jekt gelei­tet und Schu­lungs­ar­beit gemacht. Dabei haben wir viel durch­lebt – auch schwie­ri­ge Zei­ten und Tie­fen. Wir haben gelernt, damit umzu­ge­hen. Gott hat uns durch­ge­führt. Die­se Erfah­run­gen an zukünf­ti­ge Mis­sio­na­re wei­ter­zu­ge­ben und sie zu ermu­ti­gen, das reizt uns sehr und dar­auf freu­en wir uns. Wir sind ger­ne im Gespräch mit jun­gen Men­schen. Ein gegen­sei­ti­ges Ler­nen auf Augen­hö­he ist uns wich­tig. Bei­de Sei­ten kön­nen von­ein­an­der profitieren.

Was seht ihr als Her­aus­for­de­rung in Kana­da an?
Als Fami­lie dort anzu­kom­men, uns neu zu ori­en­tie­ren und dann unter einem Dach mit 15 bis 20 Per­so­nen zu leben, wird bestimmt her­aus­for­dernd. Wir wol­len in das Leben von jun­gen Men­schen hin­ein­spre­chen, wis­sen aber, dass wir dabei auf Gott ange­wie­sen sind. Es ist ein Pri­vi­leg und eine gro­ße Ver­ant­wor­tung, ande­re Men­schen prä­gen zu dürfen.

Wie sehen die nächs­ten Wochen für euch aus?
In den nächs­ten Wochen wer­den wir eine Refle­xi­ons- und Stu­di­en­zeit in den USA haben und bei Sarahs Schwes­ter in New Jer­sey leben. Nach­dem wir Armut in der Zwei­drit­tel­welt erlebt haben, wol­len wir uns dar­über in der west­li­chen Welt infor­mie­ren. Dazu wer­den wir Armuts­be­kämp­fung in New York City ken­nen­ler­nen – unter ande­rem, um unse­ren Blick zu wei­ten und gut in unse­re neue Arbeit star­ten zu kön­nen. Auch wer­den wir beim US-ame­ri­ka­ni­schen Zweig der Lie­ben­zel­ler Mis­si­on reinschauen.

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Osterkonferenz unter Awa-Indianern mit großem Zulauf

Auf gro­ße Reso­nanz stieß eine Oster­kon­fe­renz unter den Awa-India­nern in Ecua­dor. Jeden Tag kamen zwi­schen 100 und 150 Besu­che­rin­nen und Besu­cher, um unter ande­rem zusam­men die Bibel zu lesen und sich über die christ­li­che Bot­schaft aus­zu­tau­schen. Dar­un­ter befan­den sich vie­le Jugendliche.

Das berich­ten die Mis­sio­na­re Kathy und Kevin Bruce. Vier Jugend­li­che des Kurz­zeit­pro­gramms „impact“ hal­fen bei der Betreu­ung der Kin­der. Fünf Jugend­li­che nah­men zum ers­ten Mal an einem Abend­mahl teil. Zur Abschluss­fei­er des Kin­der­bi­bel­kur­ses für älte­re Kin­der kamen 13 Zehn- bis Zwölf­jäh­ri­ge. Sie erhiel­ten Diplo­me und Prei­se. Fast alle die­se Kin­der kom­men allei­ne, ohne ihre Eltern, zu den Gemeindeveranstaltungen.

Kathy und Kevin Bruce sind vom ame­ri­ka­ni­schen Zweig der Lie­ben­zel­ler Mis­si­on aus­ge­sandt und arbei­ten seit 1995 in Ecua­dor unter Awa-India­nern. Sie bie­ten Kur­se für Analpha­be­ten an, hal­fen mit, das Alte Tes­ta­ment zu über­set­zen und schu­len ein­hei­mi­sche Christen.

Frohe Ostern

Shin­go ist ein abge­le­ge­nes Dorf hoch oben im Nor­den Japans, in das sich nor­ma­ler­wei­se nur weni­ge Tou­ris­ten ver­ir­ren wür­den. Eine erstaun­li­che Sehens­wür­dig­keit sorgt jedoch dafür, dass jedes Jahr meh­re­re tau­send Besu­cher den Weg in den klei­nen Ort fin­den: das „wah­re“ Grab Jesu Christi.

Um das Grab rankt sich die Legen­de, dass Jesus im Alter von 21 Jah­ren nach Japan kam, hier sein gött­li­ches Wis­sen ver­mehr­te und mit 33 Jah­ren wie­der nach Judäa zurück­kehr­te. Dort stieß sei­ne Bot­schaft bei den Men­schen aller­dings nicht gera­de auf Begeis­te­rung und er soll­te schließ­lich von den Römern am Kreuz hin­ge­rich­tet wer­den. Im letz­ten Augen­blick konn­te er der Hin­rich­tung dadurch ent­ge­hen, dass sein jün­ge­rer Bru­der Isuki­ri stell­ver­tre­tend für ihn den Tod am Kreuz auf sich nahm. So konn­te Jesus flie­hen und nach einer beschwer­li­chen Rei­se gelang­te er wie­der nach Japan und ließ sich in dem klei­nen Dorf nie­der. Hier hei­ra­te­te er sei­ne Frau Miy­u­ki, bekam drei Töch­ter und leb­te fort­an von der Land­wirt­schaft. Nach einem erfüll­ten Leben ver­starb er schließ­lich im hohen Alter von 106 Jah­ren und liegt dort bis heu­te begraben.
Das Grab selbst ist heu­te nicht viel mehr als ein klei­ner, von einem wei­ßen Holz­zaun umrun­de­ter Hügel, in des­sen Mit­te ein Holz­kreuz in den Him­mel ragt. So man­cher Besu­cher wird sich die berech­tig­te Fra­ge stel­len, ob dort wirk­lich der wah­re Chris­tus begra­ben liegt.

Glück­li­cher­wei­se bleibt die­se Legen­de nur eine Legen­de und beschreibt nicht die wah­ren Bege­ben­hei­ten von Jesu Leben, Tod und Auf­er­ste­hung. Ansons­ten wäre unser Glau­be eine trost- und kraft­lo­se Ange­le­gen­heit. Wir sind hier, um den Men­schen, von denen die wenigs­ten die Bedeu­tung von Ostern ken­nen, von einem lee­ren zu Grab erzäh­len und von einem Jesus, der kei­nen Stell­ver­tre­ter ans Kreuz gehen ließ. Die Bibel berich­tet uns, dass Jesus nach sei­ner Auf­er­ste­hung den erschro­cke­nen Jün­gern ver­si­cher­te: „Ich bin es wirk­lich“ (Lukas 24,39). Kei­ne Legen­de oder eine ande­re Per­son steht vor ihnen, son­dern der wah­re Chris­tus selbst. Das löst eine unbän­di­ge Freu­de in ihnen aus, die ihr gan­zes Leben verändert.

Auch heu­te noch erfah­ren Men­schen in Japan die Kraft der Auf­er­ste­hung und erle­ben die­se Freu­de, wenn Jesus in ihrem Leben Wirk­lich­keit wird.
Das durf­ten wir an einem beson­de­ren Oster­sonn­tag vor drei Jah­ren mit­er­le­ben, als sich drei unse­rer Freun­de tau­fen lie­ßen. Durch die Coro­nabe­stim­mun­gen war eine Tau­fe im Kir­chen­ge­bäu­de nicht mög­lich und wir muss­ten nach einer pas­sen­den Alter­na­ti­ve suchen. Da Japan ein Insel­staat ist, war eine Aus­weich­mög­lich­keit schnell gefun­den und wir konn­ten schließ­lich unse­re Freun­de im Meer tau­fen. Für uns alle war das ein sehr bewe­gen­der und freu­di­ger Moment. Was uns aber noch mehr bewegt ist, zu sehen, wie die­se Oster­freu­de im Leben der Ein­zel­nen wei­ter­wächst und dadurch kon­kret sicht­bar wird, dass sie in schwie­ri­gen Situa­tio­nen neue Hoff­nung bekom­men und in Bezie­hun­gen Frie­de einkehrt.

Auch in die­sem Jahr dür­fen wir die Gewiss­heit haben, dass die Oster­bot­schaft kei­ne aus­ge­dach­te Legen­de ist, son­dern eine Wirk­lich­keit, die Men­schen ver­än­dert. Des­halb von Her­zen Fro­he Ostern oder „Iisu­ta Ome­de­tou“, wie man sich hier gegen­sei­tig zusagt.

Die­sen Bei­trag hat unser Japan-Mis­sio­nar Lothar Som­mer im Auf­trag des Evan­ge­li­schen Gemein­de­blatts für Würt­tem­berg geschrieben.

Jeder ist gleich vor dem weißen Blatt Papier

Malen hilft, einen Zugang zu sich selbst und zu Gott zu fin­den. Das beob­ach­tet Nad­ja Nowak bei ihrem wöchent­li­chen the­ra­peu­ti­schen „Frau­en­Ma­len“ im Hoff­nungs­haus in Bad Liebenzell:

Die 29-jäh­ri­ge Soma­lie­rin Hadi­ya*. ist begeis­tert dabei, wie die ande­ren vier Frau­en auch. Doch das war nicht immer so. Zu Beginn waren vie­le sehr ver­un­si­chert und gehemmt. Öfter fie­len Bemer­kun­gen wie: „Ich kann nicht malen. Das wird nichts.“ Wir ver­ein­bar­ten dar­auf­hin: Wir spre­chen nicht über die Bil­der, weder über unse­re noch über die der Nach­ba­rin. Wir kom­men­tie­ren nichts. Auch ich als Lei­te­rin hal­te mich dar­an. Alles ist in Ord­nung, was aus dem Pin­sel fließt. Es wird auch kein The­ma vor­ge­ge­ben. Jede Frau ent­schei­det selbst, was sie malen möch­te. Intui­tiv zu malen bedeu­tet, aus sich selbst her­aus etwas zu schaf­fen. Das eige­ne krea­ti­ve Poten­zi­al her­vor­zu­ho­len und zu nutzen.

Die fünf Teil­neh­me­rin­nen wer­den auf­merk­sam auf ihren Zuruf hin bedient und erhal­ten die gewünsch­ten Far­ben, fri­sches Was­ser oder einen Schwamm. Dadurch, dass nie­mand auf­steht und umher­läuft, legt sich eine ent­spann­te Stim­mung über den Raum; die Frau­en kön­nen in ein regel­rech­tes Flow-Erleb­nis kom­men. Die Bil­der blei­ben dabei in unse­rem Raum in den Map­pen der Frau­en, um sie vor der Bewer­tung Drit­ter zu schützen.

Einer­seits waren die Frau­en stolz auf ihre Bil­der und waren auf Lob aus. Ande­rer­seits waren sie aber auch unsi­cher und schau­ten, was ande­re malen. Wenn etwas nicht so wur­de, wie sie es sich gedacht hat­ten, hät­ten sie am liebs­ten von vorn begon­nen. Heu­te hel­fen ihnen ein auf­mun­tern­des Lächeln und der Satz: „Dir wird schon etwas ein­fal­len“, um sie wei­ter zu moti­vie­ren. Inzwi­schen gelingt es ihnen auch spie­le­risch und mit gro­ßem Selbst­ver­ständ­nis, ein gro­ßes Blatt Papier zu bema­len. Das ist bemer­kens­wert, denn die meis­ten Frau­en haben in ihrer Kind­heit und Jugend nie gemalt. Das hat zur Fol­ge, dass sie kei­ner­lei Figu­ren in ihr Malen ein­be­zie­hen kön­nen. Nach­dem ich den Frau­en die Grund­for­men Kreis, Recht­eck, Drei­eck, Bogen, usw. gezeigt habe, fin­gen sie an, die­se eben­falls zu nut­zen. Nach­dem sie seit einem Jahr regel­mä­ßig malen, setz­ten sie die­se Figu­ren auch zusam­men und es ent­ste­hen Häu­ser, Bäu­me, Blu­men, usw.
Arno Stern, der Begrün­der des Mal­or­tes, hat in den 1960er-Jah­ren her­aus­ge­fun­den, dass die Mal­ent­wick­lung welt­weit bei allen gleich statt­fin­det, wenn sie ange­regt wird. Er reg­te auch an, die Mal­ent­wick­lung nicht durch The­men­vor­ga­be, Lob oder Ver­bes­se­rung zu stö­ren. Genau die­sem Prin­zip fol­gen wir beim „Frau­en­Ma­len“.

Das Ver­ständ­nis von For­men und ihrer Anwen­dung sowie die fein­mo­to­ri­sche Her­aus­for­de­rung der Pin­sel­füh­rung bil­den unter ande­rem die Grund­la­ge für das Schrei­ben­ler­nen. Außer­dem wer­den durch die­se Art des Malens die Deutsch­kennt­nis­se erwei­tert, die Kon­zen­tra­ti­on geför­dert und Raum gege­ben, mutig sich aus­zu­pro­bie­ren. Dabei stößt man an sei­ne Gren­zen und man lernt, fle­xi­bel zu wer­den, weil die Far­be zuwei­len nicht das macht, was man ger­ne hät­te. Dazu ler­nen die Frau­en, um Hil­fe zu bit­ten und sie anzu­neh­men. Außer­dem kann ein Gefühl von eige­ner Ästhe­tik ent­wi­ckelt werden.

Seit Kur­zem habe ich damit begon­nen, mit ein­zel­nen Frau­en in per­sön­li­chen Mal­zei­ten bei ihnen zu Hau­se krea­tiv- und kunst­the­ra­peu­tisch zu arbei­ten. Dabei wird ihnen durch ver­schie­de­ne Mate­ria­li­en und Metho­den ermög­licht, Zugang zu ihren Gefüh­len zu bekom­men und aus­zu­drü­cken, wofür sie oft noch nie Wor­te gefun­den haben. Hier­bei unter­stüt­ze ich ein­fühl­sam durch Fra­gen zu ihrem Bild oder ihrer Plas­tik. Die Teil­neh­me­rin­nen und ich erle­ben, dass tief ver­gra­be­ne Gefüh­le durch das Bild sicht­bar wer­den. Durch das Bewusst­wer­den die­ser Gefüh­le kön­nen sie ver­ar­bei­tet wer­den. Das Ziel ist es, eige­ne Bedürf­nis­se, die per­sön­li­chen Wer­te und Res­sour­cen, Kraft­quel­len sowie das Gute und Gelin­gen­de im All­tag zu ent­de­cken, damit der Lebens­fo­kus nicht auf den Pro­ble­men liegt. Es ist dabei immer wie­der wun­der­schön zu hören, dass den Frau­en vie­le Din­ge ein­fal­len, für die sie dank­bar sein kön­nen. Sie erle­ben sich durch das krea­ti­ve Arbei­ten und das Gespräch dar­über als selbst­wirk­sam, was zu stei­gen­dem Selbst­ver­trau­en und Selbst­be­wusst­sein führt. Dadurch kön­nen die Male­rin­nen wie­der­um bes­ser auf sich ach­ten, bevor sie viel­leicht aus­bren­nen oder depres­siv werden.
Immer wie­der erle­be ich, wie Malen hilft, sich mit dem Glau­ben auseinanderzusetzen.

Hier ein kur­zes Bei­spiel: Eine Frau sagt: „Die Son­ne in mei­nem Bild könn­te Gott sein.“ Das bedeu­tet, ihr wird die Gegen­wart Got­tes bewusst. Dann stel­le ich mög­li­cher­wei­se eine Auf­ga­be wie zum Bei­spiel „Male, wie es sich anfüh­len wür­de, mit Gott und dir selbst im Rei­nen zu sein“ oder „Male, wel­che Fra­gen du an Gott hast“. Sie ent­deckt in ihrem Bild ihre tiefs­ten Gefüh­le und Sehn­süch­te. Die geis­ti­ge und see­li­sche Wider­stands­kraft wird dadurch gestärkt.

Am meis­ten stau­ne ich dabei über unse­ren Gott, der so wun­der­bar krea­tiv und schöp­fe­risch ist und uns als sein Abbild genau­so geschaf­fen hat. Eine Hand, egal mit wel­cher Haut­far­be, mit einem Pin­sel über dem Blatt; ein glück­li­ches, ent­spann­tes Gesicht dar­über – in sol­chen Momen­ten ist das Eben­bild Got­tes für mich oft am klars­ten zu erkennen.

*Name wur­de geändert.

Ein Herz für die Menschen

Simo­ne und Jakob Kress waren in der Bezie­hungs- und Kon­takt­ar­beit und bei evan­ge­lis­ti­schen Aktio­nen in Beni­car­ló, Spa­ni­en, aktiv. Simo­ne hat nach ihrem Stu­di­um an der Inter­kul­tu­rel­len Theo­lo­gi­schen Aka­de­mie (ITA) als Jugend­re­fe­ren­tin im Bezirk Neu­bu­lach gear­bei­tet. Danach absol­vier­te sie in Spa­ni­en ein Sprach- und Kul­tur­trai­ning. Jakob stu­dier­te eben­falls an der ITA. Danach arbei­te­te er als Kin­der- und Jugend­pas­tor im Evan­ge­li­schen Gemein­schafts­ver­band Rhein-Main. Er absol­viert der­zeit noch ein Sprach­stu­di­um in noch Beni­car­ló. Wir haben den bei­den ein paar Fra­gen gestellt.

Ihr lebt in Spa­ni­en: Was liebt ihr am Land und an den Menschen?
Die Spa­ni­er kön­nen sehr gut fei­ern. Davon kön­nen wir Deut­sche ler­nen. Die Freu­de am Leben und am Fei­ern spürt man ihnen ab. Dazu passt es, dass es sehr vie­le Fei­er­ta­ge in Spa­ni­en gibt. Und natür­lich ist es ein­fach auch ein schö­nes Land mit vie­len inter­es­san­ten Orten.

Für vie­le Spa­ni­er scheint Glau­be eher eine Tra­di­ti­on zu sein als eine geleb­te Bezie­hung zu Jesus Chris­tus. Wie kommt man mit ihnen am bes­ten ins Gespräch über Gott?
Die meis­ten Men­schen in unse­rer Gemein­de sind selbst gar kei­ne Spa­ni­er, son­dern kom­men aus Süd­ame­ri­ka. Aber was die Spa­ni­er angeht: Unser Ein­druck ist, dass vie­le ihren eige­nen, tra­di­tio­nel­len Glau­ben gar nicht ver­ste­hen. Wenn sie da ins Fra­gen kom­men, ist das ein guter Anknüpf­punkt. Ansons­ten ist es wie über­all: Bezie­hun­gen knüp­fen, Freund­schaf­ten auf­bau­en, den All­tag mit­ein­an­der ver­brin­gen und Zeit für die Men­schen haben.

Simo­ne war schon eini­ge Zeit in Spa­ni­en, Jakob ist nach eurer Hoch­zeit dazu­ge­kom­men. Wie geht ihr damit um, dass Simo­ne einen klei­nen „Spa­ni­en-Vor­sprung“ hat?
Die größ­te Her­aus­for­de­rung für mich (Jakob) ist, dass ich in vie­len Situa­tio­nen der Ein­zi­ge bin, der noch nicht so gut Spa­nisch spricht. Das macht die Teil­nah­me an Gesprä­chen und Aktio­nen in Grup­pen schwie­rig. Auf der ande­ren Sei­te habe ich durch Simo­ne einen „Bezie­hungs­vor­sprung“, weil ich durch ihre Kon­tak­te schnel­ler in Bezie­hun­gen reinkomme.

Ihr habt an der Inter­kul­tu­rel­len Theo­lo­gi­schen Aka­de­mie (ITA) stu­diert. Hat euch das Stu­di­um gut auf euren Dienst als Mis­sio­na­re vorbereitet?
Abso­lut. Die Dozen­ten an der ITA haben sehr stark den Fokus dar­auf gelegt, uns prak­tisch zu schu­len und vor­zu­be­rei­ten. Oft geht es in der Gemein­de­ar­beit nicht um die letz­ten theo­lo­gi­schen Details. Wich­tig ist ein Herz für die Men­schen und für die Gemein­de. Das wur­de uns an der ITA vor­ge­lebt und dazu wur­den wir moti­viert. Gustavo Vic­to­ria, der frü­he­re Lei­ter der ITA, sag­te uns ein­mal: „Seid euch nicht zu scha­de für das Schwa­che und Klei­ne.“ Das erle­ben wir auch in der Gemein­de, wenn Leu­te zum Bei­spiel weg­blei­ben und nicht mehr kom­men. Gott geht es nicht um Zah­len, son­dern um jeden Ein­zel­nen. Das mer­ken wir immer wieder.

Was ist eure Hoff­nung für die Gemein­de in Benicarló?
Wir hof­fen, dass die Gemein­de etwas sta­bi­ler wird und Men­schen ver­bind­li­cher dabei sind. Wenn Leu­te län­ger in der Gemein­de blei­ben, kann man mit ihnen auch bes­ser ein Mit­ar­bei­ter­team auf­bau­en. Auch wün­schen wir uns mehr Ein­heit in der Gemein­de, denn durch feh­len­de Ein­heit geht oft die Schlag­kraft ver­lo­ren. Da ist die Gemein­de gera­de in einem Prozess.

Was moti­viert euch in eurer Arbeit?
Auch wenn man­ches her­aus­for­dernd war und ist, ist es schön zu sehen, wie es für Ein­zel­ne einen Unter­schied macht, mit ihnen unter­wegs zu sein und Spu­ren in ihrem Leben zu hin­ter­las­sen. Wenn man sieht, dass es eine geist­li­che Not gibt, aber Men­schen offen sind, sich vom Evan­ge­li­um prä­gen zu las­sen, moti­viert das schon.

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Wundervoll hartnäckig

MALAWI. Schul­plät­ze zu ver­ge­ben! In ver­schie­de­nen Klas­sen­stu­fen waren Plät­ze frei. Wir konn­ten sie Fami­li­en anbie­ten, deren Kin­der nicht schon vor­her unse­ren Kin­der­gar­ten besucht hat­ten. So kam der acht­jäh­ri­ge Won­derful (Wun­der­voll) zur Ein­stu­fungs­prü­fung. In sei­ner bis­he­ri­gen Schu­le hät­te er die drit­te Klas­se begon­nen. Sei­ne Ergeb­nis­se waren jedoch nur knapp auf dem Niveau unse­rer Erst­kläss­ler, und in die­ser Stu­fe konn­ten wir lei­der nie­man­den mehr auf­neh­men. Somit gab es für ihn kei­ne Mög­lich­keit, an die Ubwen­zi-Schu­le zu wechseln.

Wie erstaunt waren unse­re Leh­rer, als eini­ge Tage spä­ter ein frem­der Jun­ge bei der Mor­gen­ver­samm­lung in der Grup­pe der Zweit­kläss­ler stand. Won­derful war, ohne das Wis­sen sei­ner Eltern, anstatt zu sei­ner Schu­le die fünf Kilo­me­ter nach Ubwen­zi gelau­fen! Wir kon­tak­tier­ten die Fami­lie und erklär­ten noch­mals, war­um wir ihn nicht auf­neh­men konnten.

Eini­ge Tage spä­ter kam die jun­ge Mut­ter ver­zwei­felt in unser Schul­bü­ro. Sie erzähl­te uns, dass Won­derful sich wei­ger­te, in eine ande­re Schu­le zu gehen, und wei­nend zu Hau­se saß. „Er sagt immer wie­der: ‚Wenn sie mir nur eine Chan­ce geben, dann wer­de ich zei­gen, dass ich es schaf­fen kann. Bit­te, bit­te lasst es mich doch ver­su­chen!‘ Was sol­len wir tun?“ Der Leh­rer der zwei­ten Klas­se war ein­ver­stan­den, es mit dem Jun­gen zu pro­bie­ren. Einen Tag spä­ter saß ein über das gan­ze Gesicht strah­len­der neu­er Schü­ler in der Klas­se. Er ist seit­her mit viel Eifer am Ler­nen. Dar­über freu­en wir uns und sind dank­bar für jede Unter­stüt­zung unse­rer Arbeit!
Johan­nes & Vro­ni Urschitz

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„Die Menschen schätzen es, wenn man wirklich Interesse an ihnen hat“

Albrecht und Anne­gret Hen­ge­rer sind seit mehr als 30 Jah­ren mit der Lie­ben­zel­ler Mis­si­on im Ein­satz, zunächst von 1989 an in der Gemein­de­grün­dung in der Normandie/Frankreich und seit Som­mer 2017 in Burun­di. Sie unter­stüt­zen die ein­hei­mi­sche Kir­che durch Pre­dig­ten und Schu­lun­gen sowie admi­nis­tra­ti­ve und geist­li­che Beglei­tung. Der­zeit sind Anne­gret und Albrecht in Deutsch­land. Wir haben ihnen eini­ge Fra­gen gestellt.

Was liebt ihr am Leben und eurer Arbeit in Burundi?
In Burun­di sind das für uns vor allem die Qua­li­tät der Bezie­hun­gen und die Herz­lich­keit der Men­schen. Sie wür­den fast alles für einen tun. Um Gäs­te gut bewir­ten zu kön­nen, lei­hen sie sich sogar Essen von den Nach­barn aus, wenn sie selbst nicht genü­gend daha­ben. Und sie füh­len sich geehrt, wenn man sie besucht und für sie betet.

Was kön­nen Deut­sche von Burun­di­ern lernen?
Geduld und Zufrie­den­heit. Die Men­schen haben viel mehr Pro­ble­me als wir in Deutsch­land, sind aber oft zufrie­de­ner, zuver­sicht­li­cher und hoff­nungs­vol­ler. Wir fin­den es bewun­derns­wert, wie sie Leid ertra­gen, ohne sich zu beschweren.

Burun­di taucht regel­mä­ßig in der Lis­te der ärms­ten Län­der welt­weit auf. Gibt es für die Men­schen Hoff­nung auf eine bes­se­re Zukunft?
Genau dar­an arbei­ten wir in der Mis­si­on. Wir arbei­ten bewusst von „unten“ her­aus. Es ist uns wich­tig, dass die Men­schen nicht von Hil­fe abhän­gig wer­den. Durch das Pro­gramm der Mikro­kre­di­te und durch das Anle­gen klei­ner Gemü­se­gär­ten kön­nen sich man­che nun selbst ver­sor­gen. Dadurch ändert sich das Leben von Men­schen nach­hal­tig. Ein kon­kre­tes Bei­spiel: Uns haben Teil­neh­mer des Mikro­kre­dit-Pro­gramms gesagt, dass sie frü­her Lum­pen als Klei­der nutz­ten und nicht jeden Tag etwas zu essen hat­ten. Heu­te kön­nen sie jeden Tag essen und tra­gen ordent­li­che Kleider.

Ihr seid sehr erfah­re­ne Mis­sio­na­re. Wie sieht eure Rol­le in Burun­di aus?
Da sein für die Men­schen. Beglei­ten, bera­ten, ermu­ti­gen und viel zuhö­ren. Die Men­schen schät­zen es, wenn man wirk­lich Inter­es­se an ihnen hat. Und wir ermu­ti­gen sie, Din­ge selbst zu machen und anzupacken.

Gibt es eine Begeg­nung in den letz­ten Mona­ten, die euch beson­ders bewegt hat?
Wir kamen in Kon­takt zu einer Arbeit, die Frau­en beglei­tet, die unter häus­li­cher Gewalt lei­den. Par­al­lel dazu ent­stand eine klei­ne Män­ner­ar­beit. Denn es bringt viel, an der Quel­le der Pro­ble­me anzu­set­zen anstatt nur an den Fol­gen. Regel­mä­ßig trifft sich Albrecht mit den Män­nern, um ihnen auf­zu­zei­gen, wie sie wert­schät­zend mit ihren Frau­en umge­hen und Kon­flik­te ohne Gewalt lösen kön­nen. Ein High­light war auch ein Jugend­abend zum The­ma Lie­be und Ehe­vor­be­rei­tung. 35 Per­so­nen waren ange­kün­digt, gekom­men sind dann 300!
Was uns auch sehr freut: Das Pro­gramm der außer­schu­li­schen theo­lo­gi­schen Aus­bil­dung „TEE“ wächst viel schnel­ler als gedacht. Es ist eine Freu­de zu sehen, mit wel­cher Moti­va­ti­on die Teil­neh­mer dabei sind.

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„Alles liegt an der Herzenshaltung, nicht am Angebot“

Chris­ti­an und Bet­ti­na Dan­ne­berg sind Teil des Teams „Mis­si­on und Inte­gra­ti­on Deutsch­land”. Chris­ti­an ist Absol­vent des Theo­lo­gi­schen Semi­nars der Lie­ben­zel­ler Mis­si­on und begeis­ter­ter Kla­vier­spie­ler. Er grün­de­te in Lud­wigs­burg die Musik­ar­beit „Lubu Beatz”, um jun­ge Erwach­se­ne aus unter­schied­li­chen kul­tu­rel­len Hin­ter­grün­den und bil­dungs­fer­nen Milieus zu errei­chen und zu för­dern. Wir haben ihm eini­ge Fra­gen gestellt.

Das Mot­to von Lubu Beatz ist „Mehr als Musik“. Was bedeu­tet das?
Musik ver­bin­det uns und ist unse­re Lei­den­schaft. Aber es wäre scha­de, wenn sich alles nur um Musik dreht. Denn es gibt noch mehr. Uns ist es wich­tig, Bezie­hun­gen zu leben und Leben zu tei­len. Auto­ma­tisch kommt es da zu tie­fen Gesprä­chen. Das ist genau die Stär­ke von Lubu Beatz. Es geht nicht nur um Musik­för­de­rung, wir neh­men die Men­schen ganz­heit­lich wahr. Wir tei­len unse­ren Glau­ben und spre­chen über Jesus. Dadurch bekom­men die Leu­te Wär­me und Segen ab. Denn es geht um Musik und das Leben.

Was ist für dich das Beson­de­re an Lubu Beatz?
Dass es Lubu Beatz schon zehn Jah­re gibt, ist unge­wöhn­lich für ein Pro­jekt mit jun­gen Leu­ten. Ohne die Unter­stüt­zung der Lie­ben­zel­ler Mis­si­on wäre das nicht mög­lich gewe­sen, was ein ech­tes Geschenk ist. Die­se Kon­ti­nui­tät erstaunt auch unse­re Koope­ra­ti­ons-Part­ner. Dadurch, dass wir schon so lan­ge mit den Men­schen unter­wegs sind, ent­ste­hen Prä­gun­gen und Mul­ti­pli­ka­ti­on. Sie geben das wei­ter und schaf­fen eine Will­kom­mens­at­mo­sphä­re für die­je­ni­gen, die zum ers­ten Mal kom­men. Beson­ders emp­fin­de ich auch die ganz ver­schie­de­nen Hin­ter­grün­de der Men­schen. Es sind Men­schen aus unter­schied­li­chen reli­giö­sen Hin­ter­grün­den, Mädels und Jungs, Ori­en­ta­len und Südeuropäer.

Die jun­gen Leu­te, die zu Lubu Beatz kom­men, schwär­men alle von euch Mit­ar­bei­tern. Wie macht ihr das?
Was ganz wich­tig ist: Wir sehen die Leu­te nicht als Pro­jek­te oder Schü­ler. Wir spre­chen bewusst von Künst­lern und mei­nen das auch so. Die Mischung aus Part­ner­schaft, Anlei­tung und Kon­ti­nui­tät macht es aus. Wir haben wirk­li­ches Inter­es­se an den Men­schen und wol­len ihnen im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes die­nen. Wir wol­len den Schatz in ihnen heben. Das, was durch ihre Lebens­ge­schich­te manch­mal zuge­schüt­tet wurde.

Heu­te ist Lubu Beatz in der Regi­on bekannt und von vie­len Leu­ten sehr geschätzt. Die Anfän­ge waren aber nicht leicht. Erzähl mal …
Ange­fan­gen hat alles mit einer Rap-AG an einer Schu­le. Ich dach­te, wenn die Jugend­li­chen ihre eige­nen Songs schrei­ben kön­nen, wer­den alle gleich Feu­er fan­gen. Aber beim ers­ten Mal kam nur ein Schü­ler und eigent­lich auch nur, weil ihn der Leh­rer dazu moti­viert hat­te. Mei­ne ers­te Erfah­rung war: Du kannst ein tol­les Ange­bot machen und dich rein­hän­gen, aber das juckt erst­mal gar nicht. Was den Unter­schied mach­te, war, an den jun­gen Leu­ten dran­zu­blei­ben und ihnen Inter­es­se zu zei­gen. Alles liegt immer an der Her­zens­hal­tung, nicht an dei­nem Angebot.

Wenn du an Lubu Beatz in zehn Jah­ren denkst, dann …
… wün­sche ich mir, dass in ver­schie­de­nen Orten und Städ­ten klei­ne Stu­di­os ent­stan­den sind, in denen es wirk­lich tie­fe Gesprä­che gibt und Leu­te erreicht wer­den, die über die nor­ma­le Gemein­de­ar­beit nicht erreicht wer­den. Rap ist für vie­le jun­ge Men­schen nicht nur eine Musik­rich­tung, son­dern eine Jugend­kul­tur und ihre Aus­drucks­wei­se durch ver­schie­de­ne Milieus hindurch.

Was moti­viert dich in dei­ner Arbeit?
Die Lie­be Got­tes – auch wenn sich das jetzt bestimmt aus­wen­dig gelernt anhört. Gott ist noch nicht fer­tig mit sei­ner Geschich­te. Das gilt auch für die Men­schen bei Lubu Beatz. Das pusht mich. Mich moti­viert der Traum, dass mehr jun­ge Leu­te, die noch in der Dun­kel­heit sind, das Licht von Jesus tref­fen und zu neu­en Men­schen werden.

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