Jeder ist gleich vor dem weißen Blatt Papier

Malen hilft, einen Zugang zu sich selbst und zu Gott zu fin­den. Das beob­ach­tet Nad­ja Nowak bei ihrem wöchent­li­chen the­ra­peu­ti­schen „Frau­en­Ma­len“ im Hoff­nungs­haus in Bad Liebenzell:

Die 29-jäh­ri­ge Soma­lie­rin Hadi­ya*. ist begeis­tert dabei, wie die ande­ren vier Frau­en auch. Doch das war nicht immer so. Zu Beginn waren vie­le sehr ver­un­si­chert und gehemmt. Öfter fie­len Bemer­kun­gen wie: „Ich kann nicht malen. Das wird nichts.“ Wir ver­ein­bar­ten dar­auf­hin: Wir spre­chen nicht über die Bil­der, weder über unse­re noch über die der Nach­ba­rin. Wir kom­men­tie­ren nichts. Auch ich als Lei­te­rin hal­te mich dar­an. Alles ist in Ord­nung, was aus dem Pin­sel fließt. Es wird auch kein The­ma vor­ge­ge­ben. Jede Frau ent­schei­det selbst, was sie malen möch­te. Intui­tiv zu malen bedeu­tet, aus sich selbst her­aus etwas zu schaf­fen. Das eige­ne krea­ti­ve Poten­zi­al her­vor­zu­ho­len und zu nutzen.

Die fünf Teil­neh­me­rin­nen wer­den auf­merk­sam auf ihren Zuruf hin bedient und erhal­ten die gewünsch­ten Far­ben, fri­sches Was­ser oder einen Schwamm. Dadurch, dass nie­mand auf­steht und umher­läuft, legt sich eine ent­spann­te Stim­mung über den Raum; die Frau­en kön­nen in ein regel­rech­tes Flow-Erleb­nis kom­men. Die Bil­der blei­ben dabei in unse­rem Raum in den Map­pen der Frau­en, um sie vor der Bewer­tung Drit­ter zu schützen.

Einer­seits waren die Frau­en stolz auf ihre Bil­der und waren auf Lob aus. Ande­rer­seits waren sie aber auch unsi­cher und schau­ten, was ande­re malen. Wenn etwas nicht so wur­de, wie sie es sich gedacht hat­ten, hät­ten sie am liebs­ten von vorn begon­nen. Heu­te hel­fen ihnen ein auf­mun­tern­des Lächeln und der Satz: „Dir wird schon etwas ein­fal­len“, um sie wei­ter zu moti­vie­ren. Inzwi­schen gelingt es ihnen auch spie­le­risch und mit gro­ßem Selbst­ver­ständ­nis, ein gro­ßes Blatt Papier zu bema­len. Das ist bemer­kens­wert, denn die meis­ten Frau­en haben in ihrer Kind­heit und Jugend nie gemalt. Das hat zur Fol­ge, dass sie kei­ner­lei Figu­ren in ihr Malen ein­be­zie­hen kön­nen. Nach­dem ich den Frau­en die Grund­for­men Kreis, Recht­eck, Drei­eck, Bogen, usw. gezeigt habe, fin­gen sie an, die­se eben­falls zu nut­zen. Nach­dem sie seit einem Jahr regel­mä­ßig malen, setz­ten sie die­se Figu­ren auch zusam­men und es ent­ste­hen Häu­ser, Bäu­me, Blu­men, usw.
Arno Stern, der Begrün­der des Mal­or­tes, hat in den 1960er-Jah­ren her­aus­ge­fun­den, dass die Mal­ent­wick­lung welt­weit bei allen gleich statt­fin­det, wenn sie ange­regt wird. Er reg­te auch an, die Mal­ent­wick­lung nicht durch The­men­vor­ga­be, Lob oder Ver­bes­se­rung zu stö­ren. Genau die­sem Prin­zip fol­gen wir beim „Frau­en­Ma­len“.

Das Ver­ständ­nis von For­men und ihrer Anwen­dung sowie die fein­mo­to­ri­sche Her­aus­for­de­rung der Pin­sel­füh­rung bil­den unter ande­rem die Grund­la­ge für das Schrei­ben­ler­nen. Außer­dem wer­den durch die­se Art des Malens die Deutsch­kennt­nis­se erwei­tert, die Kon­zen­tra­ti­on geför­dert und Raum gege­ben, mutig sich aus­zu­pro­bie­ren. Dabei stößt man an sei­ne Gren­zen und man lernt, fle­xi­bel zu wer­den, weil die Far­be zuwei­len nicht das macht, was man ger­ne hät­te. Dazu ler­nen die Frau­en, um Hil­fe zu bit­ten und sie anzu­neh­men. Außer­dem kann ein Gefühl von eige­ner Ästhe­tik ent­wi­ckelt werden.

Seit Kur­zem habe ich damit begon­nen, mit ein­zel­nen Frau­en in per­sön­li­chen Mal­zei­ten bei ihnen zu Hau­se krea­tiv- und kunst­the­ra­peu­tisch zu arbei­ten. Dabei wird ihnen durch ver­schie­de­ne Mate­ria­li­en und Metho­den ermög­licht, Zugang zu ihren Gefüh­len zu bekom­men und aus­zu­drü­cken, wofür sie oft noch nie Wor­te gefun­den haben. Hier­bei unter­stüt­ze ich ein­fühl­sam durch Fra­gen zu ihrem Bild oder ihrer Plas­tik. Die Teil­neh­me­rin­nen und ich erle­ben, dass tief ver­gra­be­ne Gefüh­le durch das Bild sicht­bar wer­den. Durch das Bewusst­wer­den die­ser Gefüh­le kön­nen sie ver­ar­bei­tet wer­den. Das Ziel ist es, eige­ne Bedürf­nis­se, die per­sön­li­chen Wer­te und Res­sour­cen, Kraft­quel­len sowie das Gute und Gelin­gen­de im All­tag zu ent­de­cken, damit der Lebens­fo­kus nicht auf den Pro­ble­men liegt. Es ist dabei immer wie­der wun­der­schön zu hören, dass den Frau­en vie­le Din­ge ein­fal­len, für die sie dank­bar sein kön­nen. Sie erle­ben sich durch das krea­ti­ve Arbei­ten und das Gespräch dar­über als selbst­wirk­sam, was zu stei­gen­dem Selbst­ver­trau­en und Selbst­be­wusst­sein führt. Dadurch kön­nen die Male­rin­nen wie­der­um bes­ser auf sich ach­ten, bevor sie viel­leicht aus­bren­nen oder depres­siv werden.
Immer wie­der erle­be ich, wie Malen hilft, sich mit dem Glau­ben auseinanderzusetzen.

Hier ein kur­zes Bei­spiel: Eine Frau sagt: „Die Son­ne in mei­nem Bild könn­te Gott sein.“ Das bedeu­tet, ihr wird die Gegen­wart Got­tes bewusst. Dann stel­le ich mög­li­cher­wei­se eine Auf­ga­be wie zum Bei­spiel „Male, wie es sich anfüh­len wür­de, mit Gott und dir selbst im Rei­nen zu sein“ oder „Male, wel­che Fra­gen du an Gott hast“. Sie ent­deckt in ihrem Bild ihre tiefs­ten Gefüh­le und Sehn­süch­te. Die geis­ti­ge und see­li­sche Wider­stands­kraft wird dadurch gestärkt.

Am meis­ten stau­ne ich dabei über unse­ren Gott, der so wun­der­bar krea­tiv und schöp­fe­risch ist und uns als sein Abbild genau­so geschaf­fen hat. Eine Hand, egal mit wel­cher Haut­far­be, mit einem Pin­sel über dem Blatt; ein glück­li­ches, ent­spann­tes Gesicht dar­über – in sol­chen Momen­ten ist das Eben­bild Got­tes für mich oft am klars­ten zu erkennen.

*Name wur­de geändert.

Ein Herz für die Menschen

Simo­ne und Jakob Kress waren in der Bezie­hungs- und Kon­takt­ar­beit und bei evan­ge­lis­ti­schen Aktio­nen in Beni­car­ló, Spa­ni­en, aktiv. Simo­ne hat nach ihrem Stu­di­um an der Inter­kul­tu­rel­len Theo­lo­gi­schen Aka­de­mie (ITA) als Jugend­re­fe­ren­tin im Bezirk Neu­bu­lach gear­bei­tet. Danach absol­vier­te sie in Spa­ni­en ein Sprach- und Kul­tur­trai­ning. Jakob stu­dier­te eben­falls an der ITA. Danach arbei­te­te er als Kin­der- und Jugend­pas­tor im Evan­ge­li­schen Gemein­schafts­ver­band Rhein-Main. Er absol­viert der­zeit noch ein Sprach­stu­di­um in noch Beni­car­ló. Wir haben den bei­den ein paar Fra­gen gestellt.

Ihr lebt in Spa­ni­en: Was liebt ihr am Land und an den Menschen?
Die Spa­ni­er kön­nen sehr gut fei­ern. Davon kön­nen wir Deut­sche ler­nen. Die Freu­de am Leben und am Fei­ern spürt man ihnen ab. Dazu passt es, dass es sehr vie­le Fei­er­ta­ge in Spa­ni­en gibt. Und natür­lich ist es ein­fach auch ein schö­nes Land mit vie­len inter­es­san­ten Orten.

Für vie­le Spa­ni­er scheint Glau­be eher eine Tra­di­ti­on zu sein als eine geleb­te Bezie­hung zu Jesus Chris­tus. Wie kommt man mit ihnen am bes­ten ins Gespräch über Gott?
Die meis­ten Men­schen in unse­rer Gemein­de sind selbst gar kei­ne Spa­ni­er, son­dern kom­men aus Süd­ame­ri­ka. Aber was die Spa­ni­er angeht: Unser Ein­druck ist, dass vie­le ihren eige­nen, tra­di­tio­nel­len Glau­ben gar nicht ver­ste­hen. Wenn sie da ins Fra­gen kom­men, ist das ein guter Anknüpf­punkt. Ansons­ten ist es wie über­all: Bezie­hun­gen knüp­fen, Freund­schaf­ten auf­bau­en, den All­tag mit­ein­an­der ver­brin­gen und Zeit für die Men­schen haben.

Simo­ne war schon eini­ge Zeit in Spa­ni­en, Jakob ist nach eurer Hoch­zeit dazu­ge­kom­men. Wie geht ihr damit um, dass Simo­ne einen klei­nen „Spa­ni­en-Vor­sprung“ hat?
Die größ­te Her­aus­for­de­rung für mich (Jakob) ist, dass ich in vie­len Situa­tio­nen der Ein­zi­ge bin, der noch nicht so gut Spa­nisch spricht. Das macht die Teil­nah­me an Gesprä­chen und Aktio­nen in Grup­pen schwie­rig. Auf der ande­ren Sei­te habe ich durch Simo­ne einen „Bezie­hungs­vor­sprung“, weil ich durch ihre Kon­tak­te schnel­ler in Bezie­hun­gen reinkomme.

Ihr habt an der Inter­kul­tu­rel­len Theo­lo­gi­schen Aka­de­mie (ITA) stu­diert. Hat euch das Stu­di­um gut auf euren Dienst als Mis­sio­na­re vorbereitet?
Abso­lut. Die Dozen­ten an der ITA haben sehr stark den Fokus dar­auf gelegt, uns prak­tisch zu schu­len und vor­zu­be­rei­ten. Oft geht es in der Gemein­de­ar­beit nicht um die letz­ten theo­lo­gi­schen Details. Wich­tig ist ein Herz für die Men­schen und für die Gemein­de. Das wur­de uns an der ITA vor­ge­lebt und dazu wur­den wir moti­viert. Gustavo Vic­to­ria, der frü­he­re Lei­ter der ITA, sag­te uns ein­mal: „Seid euch nicht zu scha­de für das Schwa­che und Klei­ne.“ Das erle­ben wir auch in der Gemein­de, wenn Leu­te zum Bei­spiel weg­blei­ben und nicht mehr kom­men. Gott geht es nicht um Zah­len, son­dern um jeden Ein­zel­nen. Das mer­ken wir immer wieder.

Was ist eure Hoff­nung für die Gemein­de in Benicarló?
Wir hof­fen, dass die Gemein­de etwas sta­bi­ler wird und Men­schen ver­bind­li­cher dabei sind. Wenn Leu­te län­ger in der Gemein­de blei­ben, kann man mit ihnen auch bes­ser ein Mit­ar­bei­ter­team auf­bau­en. Auch wün­schen wir uns mehr Ein­heit in der Gemein­de, denn durch feh­len­de Ein­heit geht oft die Schlag­kraft ver­lo­ren. Da ist die Gemein­de gera­de in einem Prozess.

Was moti­viert euch in eurer Arbeit?
Auch wenn man­ches her­aus­for­dernd war und ist, ist es schön zu sehen, wie es für Ein­zel­ne einen Unter­schied macht, mit ihnen unter­wegs zu sein und Spu­ren in ihrem Leben zu hin­ter­las­sen. Wenn man sieht, dass es eine geist­li­che Not gibt, aber Men­schen offen sind, sich vom Evan­ge­li­um prä­gen zu las­sen, moti­viert das schon.

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Wundervoll hartnäckig

MALAWI. Schul­plät­ze zu ver­ge­ben! In ver­schie­de­nen Klas­sen­stu­fen waren Plät­ze frei. Wir konn­ten sie Fami­li­en anbie­ten, deren Kin­der nicht schon vor­her unse­ren Kin­der­gar­ten besucht hat­ten. So kam der acht­jäh­ri­ge Won­derful (Wun­der­voll) zur Ein­stu­fungs­prü­fung. In sei­ner bis­he­ri­gen Schu­le hät­te er die drit­te Klas­se begon­nen. Sei­ne Ergeb­nis­se waren jedoch nur knapp auf dem Niveau unse­rer Erst­kläss­ler, und in die­ser Stu­fe konn­ten wir lei­der nie­man­den mehr auf­neh­men. Somit gab es für ihn kei­ne Mög­lich­keit, an die Ubwen­zi-Schu­le zu wechseln.

Wie erstaunt waren unse­re Leh­rer, als eini­ge Tage spä­ter ein frem­der Jun­ge bei der Mor­gen­ver­samm­lung in der Grup­pe der Zweit­kläss­ler stand. Won­derful war, ohne das Wis­sen sei­ner Eltern, anstatt zu sei­ner Schu­le die fünf Kilo­me­ter nach Ubwen­zi gelau­fen! Wir kon­tak­tier­ten die Fami­lie und erklär­ten noch­mals, war­um wir ihn nicht auf­neh­men konnten.

Eini­ge Tage spä­ter kam die jun­ge Mut­ter ver­zwei­felt in unser Schul­bü­ro. Sie erzähl­te uns, dass Won­derful sich wei­ger­te, in eine ande­re Schu­le zu gehen, und wei­nend zu Hau­se saß. „Er sagt immer wie­der: ‚Wenn sie mir nur eine Chan­ce geben, dann wer­de ich zei­gen, dass ich es schaf­fen kann. Bit­te, bit­te lasst es mich doch ver­su­chen!‘ Was sol­len wir tun?“ Der Leh­rer der zwei­ten Klas­se war ein­ver­stan­den, es mit dem Jun­gen zu pro­bie­ren. Einen Tag spä­ter saß ein über das gan­ze Gesicht strah­len­der neu­er Schü­ler in der Klas­se. Er ist seit­her mit viel Eifer am Ler­nen. Dar­über freu­en wir uns und sind dank­bar für jede Unter­stüt­zung unse­rer Arbeit!
Johan­nes & Vro­ni Urschitz

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„Die Menschen schätzen es, wenn man wirklich Interesse an ihnen hat“

Albrecht und Anne­gret Hen­ge­rer sind seit mehr als 30 Jah­ren mit der Lie­ben­zel­ler Mis­si­on im Ein­satz, zunächst von 1989 an in der Gemein­de­grün­dung in der Normandie/Frankreich und seit Som­mer 2017 in Burun­di. Sie unter­stüt­zen die ein­hei­mi­sche Kir­che durch Pre­dig­ten und Schu­lun­gen sowie admi­nis­tra­ti­ve und geist­li­che Beglei­tung. Der­zeit sind Anne­gret und Albrecht in Deutsch­land. Wir haben ihnen eini­ge Fra­gen gestellt.

Was liebt ihr am Leben und eurer Arbeit in Burundi?
In Burun­di sind das für uns vor allem die Qua­li­tät der Bezie­hun­gen und die Herz­lich­keit der Men­schen. Sie wür­den fast alles für einen tun. Um Gäs­te gut bewir­ten zu kön­nen, lei­hen sie sich sogar Essen von den Nach­barn aus, wenn sie selbst nicht genü­gend daha­ben. Und sie füh­len sich geehrt, wenn man sie besucht und für sie betet.

Was kön­nen Deut­sche von Burun­di­ern lernen?
Geduld und Zufrie­den­heit. Die Men­schen haben viel mehr Pro­ble­me als wir in Deutsch­land, sind aber oft zufrie­de­ner, zuver­sicht­li­cher und hoff­nungs­vol­ler. Wir fin­den es bewun­derns­wert, wie sie Leid ertra­gen, ohne sich zu beschweren.

Burun­di taucht regel­mä­ßig in der Lis­te der ärms­ten Län­der welt­weit auf. Gibt es für die Men­schen Hoff­nung auf eine bes­se­re Zukunft?
Genau dar­an arbei­ten wir in der Mis­si­on. Wir arbei­ten bewusst von „unten“ her­aus. Es ist uns wich­tig, dass die Men­schen nicht von Hil­fe abhän­gig wer­den. Durch das Pro­gramm der Mikro­kre­di­te und durch das Anle­gen klei­ner Gemü­se­gär­ten kön­nen sich man­che nun selbst ver­sor­gen. Dadurch ändert sich das Leben von Men­schen nach­hal­tig. Ein kon­kre­tes Bei­spiel: Uns haben Teil­neh­mer des Mikro­kre­dit-Pro­gramms gesagt, dass sie frü­her Lum­pen als Klei­der nutz­ten und nicht jeden Tag etwas zu essen hat­ten. Heu­te kön­nen sie jeden Tag essen und tra­gen ordent­li­che Kleider.

Ihr seid sehr erfah­re­ne Mis­sio­na­re. Wie sieht eure Rol­le in Burun­di aus?
Da sein für die Men­schen. Beglei­ten, bera­ten, ermu­ti­gen und viel zuhö­ren. Die Men­schen schät­zen es, wenn man wirk­lich Inter­es­se an ihnen hat. Und wir ermu­ti­gen sie, Din­ge selbst zu machen und anzupacken.

Gibt es eine Begeg­nung in den letz­ten Mona­ten, die euch beson­ders bewegt hat?
Wir kamen in Kon­takt zu einer Arbeit, die Frau­en beglei­tet, die unter häus­li­cher Gewalt lei­den. Par­al­lel dazu ent­stand eine klei­ne Män­ner­ar­beit. Denn es bringt viel, an der Quel­le der Pro­ble­me anzu­set­zen anstatt nur an den Fol­gen. Regel­mä­ßig trifft sich Albrecht mit den Män­nern, um ihnen auf­zu­zei­gen, wie sie wert­schät­zend mit ihren Frau­en umge­hen und Kon­flik­te ohne Gewalt lösen kön­nen. Ein High­light war auch ein Jugend­abend zum The­ma Lie­be und Ehe­vor­be­rei­tung. 35 Per­so­nen waren ange­kün­digt, gekom­men sind dann 300!
Was uns auch sehr freut: Das Pro­gramm der außer­schu­li­schen theo­lo­gi­schen Aus­bil­dung „TEE“ wächst viel schnel­ler als gedacht. Es ist eine Freu­de zu sehen, mit wel­cher Moti­va­ti­on die Teil­neh­mer dabei sind.

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„Alles liegt an der Herzenshaltung, nicht am Angebot“

Chris­ti­an und Bet­ti­na Dan­ne­berg sind Teil des Teams „Mis­si­on und Inte­gra­ti­on Deutsch­land”. Chris­ti­an ist Absol­vent des Theo­lo­gi­schen Semi­nars der Lie­ben­zel­ler Mis­si­on und begeis­ter­ter Kla­vier­spie­ler. Er grün­de­te in Lud­wigs­burg die Musik­ar­beit „Lubu Beatz”, um jun­ge Erwach­se­ne aus unter­schied­li­chen kul­tu­rel­len Hin­ter­grün­den und bil­dungs­fer­nen Milieus zu errei­chen und zu för­dern. Wir haben ihm eini­ge Fra­gen gestellt.

Das Mot­to von Lubu Beatz ist „Mehr als Musik“. Was bedeu­tet das?
Musik ver­bin­det uns und ist unse­re Lei­den­schaft. Aber es wäre scha­de, wenn sich alles nur um Musik dreht. Denn es gibt noch mehr. Uns ist es wich­tig, Bezie­hun­gen zu leben und Leben zu tei­len. Auto­ma­tisch kommt es da zu tie­fen Gesprä­chen. Das ist genau die Stär­ke von Lubu Beatz. Es geht nicht nur um Musik­för­de­rung, wir neh­men die Men­schen ganz­heit­lich wahr. Wir tei­len unse­ren Glau­ben und spre­chen über Jesus. Dadurch bekom­men die Leu­te Wär­me und Segen ab. Denn es geht um Musik und das Leben.

Was ist für dich das Beson­de­re an Lubu Beatz?
Dass es Lubu Beatz schon zehn Jah­re gibt, ist unge­wöhn­lich für ein Pro­jekt mit jun­gen Leu­ten. Ohne die Unter­stüt­zung der Lie­ben­zel­ler Mis­si­on wäre das nicht mög­lich gewe­sen, was ein ech­tes Geschenk ist. Die­se Kon­ti­nui­tät erstaunt auch unse­re Koope­ra­ti­ons-Part­ner. Dadurch, dass wir schon so lan­ge mit den Men­schen unter­wegs sind, ent­ste­hen Prä­gun­gen und Mul­ti­pli­ka­ti­on. Sie geben das wei­ter und schaf­fen eine Will­kom­mens­at­mo­sphä­re für die­je­ni­gen, die zum ers­ten Mal kom­men. Beson­ders emp­fin­de ich auch die ganz ver­schie­de­nen Hin­ter­grün­de der Men­schen. Es sind Men­schen aus unter­schied­li­chen reli­giö­sen Hin­ter­grün­den, Mädels und Jungs, Ori­en­ta­len und Südeuropäer.

Die jun­gen Leu­te, die zu Lubu Beatz kom­men, schwär­men alle von euch Mit­ar­bei­tern. Wie macht ihr das?
Was ganz wich­tig ist: Wir sehen die Leu­te nicht als Pro­jek­te oder Schü­ler. Wir spre­chen bewusst von Künst­lern und mei­nen das auch so. Die Mischung aus Part­ner­schaft, Anlei­tung und Kon­ti­nui­tät macht es aus. Wir haben wirk­li­ches Inter­es­se an den Men­schen und wol­len ihnen im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes die­nen. Wir wol­len den Schatz in ihnen heben. Das, was durch ihre Lebens­ge­schich­te manch­mal zuge­schüt­tet wurde.

Heu­te ist Lubu Beatz in der Regi­on bekannt und von vie­len Leu­ten sehr geschätzt. Die Anfän­ge waren aber nicht leicht. Erzähl mal …
Ange­fan­gen hat alles mit einer Rap-AG an einer Schu­le. Ich dach­te, wenn die Jugend­li­chen ihre eige­nen Songs schrei­ben kön­nen, wer­den alle gleich Feu­er fan­gen. Aber beim ers­ten Mal kam nur ein Schü­ler und eigent­lich auch nur, weil ihn der Leh­rer dazu moti­viert hat­te. Mei­ne ers­te Erfah­rung war: Du kannst ein tol­les Ange­bot machen und dich rein­hän­gen, aber das juckt erst­mal gar nicht. Was den Unter­schied mach­te, war, an den jun­gen Leu­ten dran­zu­blei­ben und ihnen Inter­es­se zu zei­gen. Alles liegt immer an der Her­zens­hal­tung, nicht an dei­nem Angebot.

Wenn du an Lubu Beatz in zehn Jah­ren denkst, dann …
… wün­sche ich mir, dass in ver­schie­de­nen Orten und Städ­ten klei­ne Stu­di­os ent­stan­den sind, in denen es wirk­lich tie­fe Gesprä­che gibt und Leu­te erreicht wer­den, die über die nor­ma­le Gemein­de­ar­beit nicht erreicht wer­den. Rap ist für vie­le jun­ge Men­schen nicht nur eine Musik­rich­tung, son­dern eine Jugend­kul­tur und ihre Aus­drucks­wei­se durch ver­schie­de­ne Milieus hindurch.

Was moti­viert dich in dei­ner Arbeit?
Die Lie­be Got­tes – auch wenn sich das jetzt bestimmt aus­wen­dig gelernt anhört. Gott ist noch nicht fer­tig mit sei­ner Geschich­te. Das gilt auch für die Men­schen bei Lubu Beatz. Das pusht mich. Mich moti­viert der Traum, dass mehr jun­ge Leu­te, die noch in der Dun­kel­heit sind, das Licht von Jesus tref­fen und zu neu­en Men­schen werden.

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Einheit bei aller Unterschiedlichkeit leben

Mar­git Schwemm­le ist seit 2014 Dozen­tin an der „Evan­ge­li­cal Uni­ver­si­ty“ in Ndo­la und beglei­tet jun­ge Sam­bier in ihrer theo­lo­gi­schen Aus­bil­dung als Men­to­rin. Im Juni 2016 hat sie zusätz­lich die Stu­di­en­lei­tung über­nom­men. Nun berei­tet sie eine Pro­mo­ti­on vor. Die frü­he­re Finanz­be­am­tin absol­vier­te die Bibel­schu­le Bra­ke und war danach mit der Lie­ben­zel­ler Mis­si­on in Mala­wi und in der Pio­nier­mis­si­on in Sam­bia im Ein­satz. Wir haben ihr eini­ge Fra­gen gestellt.

Was ist für dich das Beson­de­re an der Evan­ge­li­cal University?
Hier ler­nen Stu­den­ten aus ganz unter­schied­li­chen Deno­mi­na­tio­nen und Glau­bens­rich­tun­gen zusam­men. Bei allen Unter­schie­den ver­su­chen wir, Ein­heit zu leben. Das ist auch inner­halb der Mit­ar­bei­ter­schaft so. Es geht den Mit­ar­bei­tern um den gemein­sa­men Auf­trag und nicht um die Unterschiedlichkeit.

Ver­folgt ihr den Weg eurer Absol­ven­ten weiter?
Es gibt zwar kein extra Pro­gramm dafür, aber es gibt eine jähr­li­che Kon­fe­renz, die in Ndo­la statt­fin­det und zu der alle Absol­ven­ten ein­ge­la­den sind. Und natür­lich läuft vie­les über per­sön­li­che Kontakte.

War­um hat eine theo­lo­gisch fun­dier­te Aus­bil­dung der Pas­to­ren gera­de in Sam­bia eine beson­de­re Bedeutung?
Es gibt vie­le Gemein­den mit vie­len Per­so­nen, die kein gutes Bibel­wis­sen haben. Sam­bia braucht drin­gend Pas­to­ren, die fun­diert pre­di­gen können.
Außer­dem bil­den wir auch Reli­gi­ons­leh­rer aus. Es macht einen Unter­schied, ob jemand wegen des Gel­des stu­diert und als Leh­rer arbei­tet oder wegen sei­ner Lei­den­schaft für Kin­der. Wir hören immer wie­der: „Eure Stu­den­ten haben ein ande­res Arbeits­ethos als die von staat­li­chen Col­leges.“ Dass wir hier einen Unter­schied machen kön­nen, freut uns natürlich.

Was ist dein Wunsch für die Stu­den­ten und Absol­ven­ten der Evan­ge­li­cal University?
Ich wün­sche mir für unse­re Stu­den­ten, dass sie wäh­rend ihres Stu­di­ums nicht nur Wis­sen anhäu­fen, son­dern das, was sie gelernt haben, in ihrem All­tag und Dienst auch anwen­den und leben.
Für unse­re Absol­ven­ten wün­sche ich mir, dass sie in Gemein­de, Fami­lie und Schu­le ihr Christ­sein ein­la­dend und fröh­lich leben.

Du hast mit einer Pro­mo­ti­on begon­nen. Wie lau­tet dein The­ma und was steckt dahinter?
Der geplan­te Abschluss ist ein Ph.D. in „Inter­cul­tu­ral Stu­dies“. Der Arbeits­ti­tel für die Dis­ser­ta­ti­on lau­tet „Lea­der­ship tran­si­ti­on in evan­ge­li­cal insti­tu­ti­ons and cul­tu­ral fac­tors that influence a tran­si­ti­on“ (Lei­tungs­wech­sel in evan­ge­li­ka­len Orga­ni­sa­tio­nen und die kul­tu­rel­len Fak­to­ren, die einen Wech­sel beein­flus­sen). Lei­tungs­wech­sel haben mehr kul­tu­rel­le Aspek­te als man oft ver­mu­tet. Das The­ma ist span­nend und in der Lite­ra­tur bis­her wenig abge­deckt. In mei­ner Posi­ti­on als Stu­di­en­lei­tung geht es ohne Pro­mo­ti­on eigent­lich nicht, außer­dem bin ich dadurch grund­sätz­lich fle­xi­bler einsetzbar.

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Für das weltweite Wirken Gottes gebetet

BAD LIEBENZELL. Für die welt­wei­te christ­li­che Mis­si­ons- und Gemein­de­ar­beit haben 60 Lei­te­rin­nen und Lei­ter aus aller Welt beim vier­ten welt­wei­ten Gebets­tref­fen („Glo­bal Pray­er Gathe­ring“) der 75 Part­ner­kir­chen und orga­ni­sa­tio­nen der Lie­ben­zel­ler Mis­si­on digi­tal zusam­men gebetet.

Ver­tre­ten waren Füh­rungs­kräf­te und Mit­ar­bei­ten­de aus 15 Län­dern: Ban­gla­desch, Burun­di, Chi­le, Deutsch­land, Ecua­dor, Frank­reich, Kana­da, Kir­gi­stan, Mala­wi, Russ­land, Sam­bia, Schweiz, Spa­ni­en, USA und Zentralasien.

Der Lei­ter der Abtei­lung für Mis­si­on des Gemein­de­ver­ban­des der Frei­en Evan­ge­li­schen Gemein­den (FIEIDE) in Spa­ni­en, Pas­tor Pedro Arba­lat (Bar­ce­lo­na), rief dazu auf, Gott zu gehor­chen und ihm immer wie­der zu ver­trau­en. Laut dem Direk­tor der Lie­ben­zel­ler Mis­si­on, Pfar­rer Johan­nes Luith­le (Bad Lie­ben­zell), ist es tröst­lich, „dass wir über­all welt­weit Gott errei­chen kön­nen“. Wie Mis­si­ons­di­rek­tor Dave Jar­setz (Bad Lie­ben­zell) sag­te, ste­he man über einen fran­zö­si­schen Part­ner (Per­pec­ti­ves) in Kon­takt zu rund 80 Gemein­de­gründs­pro­jek­ten. Für sie suche man noch zehn Pas­to­ren und zehn Gemein­de­grün­dern. Im Sep­tem­ber star­te zudem an der Inter­na­tio­na­len Hoch­schu­le Lie­ben­zell der inter­na­tio­na­le, eng­lisch­spra­chi­ge Stu­di­en­gang „Theo­lo­gy and Deve­lo­p­ment Stu­dies.“ Er ver­bin­det theo­lo­gi­sche und inter­kul­tu­rel­le Kom­pe­ten­zen mit der Ent­wick­lungs­zu­sam­men­ar­beit und huma­ni­tä­re Hil­fe. Prak­ti­sche Erfah­run­gen sam­meln die Stu­die­ren­de durch ein obli­ga­to­ri­sches Aus­lands­se­mes­ter sowie ein Pra­xis­se­mes­ter, das eben­falls im Aus­land absol­viert wird.

Bei dem Tref­fen wur­de auch Psalm 107 in ver­schie­de­nen Spra­chen wie Ban­g­la, Fran­zö­sisch, Spa­nisch und Rus­sisch gebe­tet. Am 27. Sep­tem­ber soll ein wei­te­res Online-Gebets­tref­fen stattfinden.