„Es gibt offene Türen in Frankreich“

Debo­ra Fian­goa wuchs in einer Mis­sio­nars­fa­mi­lie in Frank­reich auf und erlern­te dort Ergo­the­ra­peu­tin. Danach stu­dier­te sie an der Inter­kul­tu­rel­len Theo­lo­gi­schen Aka­de­mie. Mitt­ler­wei­le arbei­tet sie selbst als Mis­sio­na­rin in Frank­reich. Was sie dort erlebt, erzählt sie im Interview.

Du bist als Mis­sio­nars­kind in Frank­reich auf­ge­wach­sen, hast dann in Deutsch­land stu­diert und bist nun Mis­sio­na­rin in Frank­reich. Fühlst du dich mehr als Fran­zö­sin oder als Deutsche?
Wenn die Fra­ge lau­ten wür­de „Wo bist du zu Hau­se?“, wäre mei­ne Ant­wort klar Frank­reich. Aber von der Natio­na­li­tät her füh­le mich manch­mal als Fran­zö­sin und manch­mal als Deut­sche. Bei­de Kul­tu­ren zu ken­nen und bei­de Staats­bür­ger­schaf­ten zu haben, ist für mich sehr berei­chernd. Ich konn­te dadurch in Deutsch­land stu­die­ren und jetzt wie­der schnell in die Arbeit in Frank­reich einsteigen.

Zwei Jah­re hast du in der Gemein­de­grün­dung in Lyon mit­ge­ar­bei­tet. Was ist dar­aus geworden?
Die Gemein­de­grün­dung geht wei­ter und die Gemein­de wächst. Ich habe das Team dort unter­stützt und man­che Leu­te mit Kur­sen beglei­tet. Die Auf­ga­ben wie Haus­kreis­lei­tung oder Kurs­be­glei­tung konn­te ich gelas­sen wie­der abge­ben, da es dort Leu­te gibt, die bereit sind, Ver­ant­wor­tung zu über­neh­men. Ich freue mich schon dar­auf, mal wie­der vor Ort zu sein und zu sehen, was alles gewach­sen ist.

Jetzt bist du in der über­re­gio­na­len Jugend­ar­beit in West­frank­reich im Ein­satz. Was sind dort dei­ne Aufgaben?
Ich wer­de zusam­men mit einem Kol­le­gen die Jugend­lei­ter beglei­ten. Mis­si­on im All­tag liegt mir am Her­zen und soll ein Schwer­punkt sein. Wie kön­nen Jugend­lei­ter die Teens begeis­tern, Mis­si­on im All­tag zu leben? Mei­ne Auf­ga­ben wer­den ganz anders sein als mei­ne bis­he­ri­gen, aber ich freue mich drauf. Ich ken­ne den Jugend­ver­band und habe als Jugend­li­che selbst davon pro­fi­tiert. Es ist schön, wenn ich nun etwas zurück­ge­ben kann.

Du hast vor knapp einem Jahr gehei­ra­tet, nun kannst du end­lich zu dei­nem Mann Fla­vi­en zie­hen. Was macht dein Mann beruflich?
Fla­vi­en kommt aus Mada­gas­kar und hat in sei­ner Hei­mat Medi­zin stu­diert. Seit fünf Jah­ren ist er in Frank­reich. Er arbei­tet als Kin­der­arzt in einem Kran­ken­haus. Gott hat ihm eine beson­de­re Bega­bung für den Umgang mit Kin­dern gege­ben. Es ist schön zu sehen, wie Gott ihn so gebraucht.

Immer wie­der hört man, dass Mis­si­ons­ar­beit in Frank­reich beson­ders her­aus­for­dernd ist. Wür­dest du das auch so sehen?
Ja, sie ist her­aus­for­dernd. Aber ich stel­le es mir mitt­ler­wei­le schwie­ri­ger vor, in Deutsch­land mis­sio­na­risch tätig zu sein. Es gibt offe­ne Türen in Frank­reich. Ich erle­be es so, dass die Gene­ra­ti­on mei­ner Eltern und Groß­el­tern einen gro­ßen Cut mit der Kir­che gemacht hat und allem Reli­giö­sen sehr distan­ziert gegen­über­steht. Die Jün­ge­ren sind nicht in der Kir­che, aber sie sind auch nicht gegen sie. Wenn Jün­ge­re jeman­den ken­nen, der sei­nen Glau­ben begeis­tert lebt, beein­druckt sie das. Das macht neu­gie­rig. Mit dem rich­ti­gen Ansatz, Leu­ten einen Ein­blick ins eige­ne Leben zu geben, kann viel pas­sie­ren. Das ist ermu­ti­gend. Ich bin sehr ger­ne Mis­sio­na­rin in Frank­reich und fin­de die Arbeit inspirierend.

Gibt es eine Begeg­nung in der letz­ten Zeit, die dich beson­ders bewegt hat?
In den letz­ten Wochen war ich im Rei­se­dienst in Deutsch­land unter­wegs, um von mei­ner Arbeit zu berich­ten. Mein Mann hat sich zwei Wochen Urlaub genom­men und war in die­ser Zeit auch mit dabei. Wir waren in einer Gemein­de zu Gast, in der wir noch nie waren. Ein älte­res Ehe­paar, das wir nicht kann­ten, kam auf uns zu und sag­te uns, dass sie jeden Tag für uns beten. So etwas zu hören, ist ultra ermu­ti­gend! Fla­vi­en hat­te manch­mal schon das Gefühl: Ich bete für so vie­le Men­schen in Mada­gas­kar, aber wer betet für mich? Die­ses älte­re Ehe­paar hat ihm und uns bei­den ein­fach sehr gutgetan.

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Dankbarkeit trotz vieler Herausforderungen

Ich bin Anna, 19 Jah­re alt, und im Sep­tem­ber nach Bad Lie­ben­zell ins Hoff­nungs­haus gezo­gen. Davor habe ich mein Abitur absol­viert und mich dann dazu ent­schlos­sen, einen Bun­des­frei­wil­li­gen­dienst (BFD) hier im Hoff­nungs­haus zu machen. Ich fin­de es groß­ar­tig, neue Din­ge erle­ben zu dür­fen und jeden Tag dazu­zu­ler­nen. Es ist beson­ders span­nend, im stän­di­gen Kon­takt mit unter­schied­li­chen Kul­tu­ren zu stehen.

Zu Beginn war es unge­wohnt und her­aus­for­dernd, da ich zuvor nicht viel mit Aus­län­dern zu tun hat­te. Aber in den letz­ten drei Mona­ten habe ich eini­ge Men­schen aus unter­schied­li­chen Kul­tu­ren, vor allem dem Nahen Osten, ken­nen­ge­lernt. Es ist jedes Mal fas­zi­nie­rend, die Unter­schie­de zur deut­schen Kul­tur zu ent­de­cken. Beson­ders inter­es­sant fin­de ich zum Bei­spiel die Ess­ge­wohn­hei­ten. Wird man zum Essen ein­ge­la­den, weiß man nie, was einen erwar­tet. Für mich war es bis­her immer eine Über­ra­schung, da ich vie­le Gerich­te nicht ken­ne, aber auch je nach­dem auf dem Boden geges­sen wird oder mit den Hän­den. Das ist im ers­ten Moment unge­wohnt, aber ich freue mich jedes Mal, sol­che Erfah­run­gen sam­meln zu dür­fen und mit in die Kul­tur auf­ge­nom­men zu wer­den. Wich­tig ist immer, mit einer Offen­heit auf die Men­schen zuzu­ge­hen und sich auf neue, unge­wohn­te Din­ge einzulassen.

Wäh­rend mei­ner Zeit hier ler­ne ich, wel­che Pro­ble­me und Her­aus­for­de­run­gen die Immi­gran­ten in Deutsch­land haben, die auf den ers­ten Blick viel­leicht nicht sicht­bar sind. Die Arbeits­su­che/-erlaub­nis, Woh­nungs­su­che und beson­ders Kon­tak­te zu deut­schen Mit­men­schen knüp­fen ist schwie­rig, vor allem wenn das alles mit der deut­schen Spra­che zusam­men­hängt. Ich ver­su­che des­halb die Immi­gran­ten bei ver­schie­dens­ten Pro­ble­men zu unter­stüt­zen, meis­tens beim Deutschlernen.

Ich ler­ne auch immer mehr, mich in die Leu­te hin­ein­zu­ver­set­zen, vor allem wenn ich selbst mit der Migra­ti­ons­bü­ro­kra­tie kon­fron­tiert bin, obwohl ich selbst noch nicht viel Ahnung habe oder wenn ich mich in einer Grup­pe wie­der­fin­de, in der alle die glei­che Spra­che spre­chen nur ich nicht.
Kom­mu­ni­ka­ti­on gestal­tet sich oft schwie­rig, nicht nur wegen der deut­schen Spra­che, son­dern auch wegen des Kom­mu­ni­ka­ti­ons­stils. In vie­len Kul­tu­ren wer­den Din­ge nicht direkt ange­spro­chen, son­dern indi­rekt mit­ge­teilt. Für mich ist es immer wie­der eine Her­aus­for­de­rung, ande­re zu ver­ste­hen und selbst ver­stan­den zu wer­den. Es ent­ste­hen zwar häu­fig Miss­ver­ständ­nis­se, gleich­zei­tig erge­ben sich dann aber auch lus­ti­ge Situa­tio­nen über die gemein­sam gelacht und dazu­ge­lernt wird.

Neben der Arbeit mit den Erwach­se­nen nimmt auch die Kin­der­be­treu­ung einen gro­ßen Teil mei­ner Zeit ein. Es gibt Haus­auf­ga­ben­be­treu­ung und Nach­hil­fe für die Kin­der, aber auch krea­ti­ve Nach­mit­ta­ge mit Malen, Backen und Spie­len. Hier habe ich die Mög­lich­keit, krea­ti­ve Ideen ein­zu­brin­gen und mei­ne päd­ago­gi­schen Fähig­kei­ten zu verbessern.

Es moti­viert mich jeden Tag, mich für ande­re ein­set­zen zu kön­nen, da man so viel Dank­bar­keit zurück­be­kommt. Ich freue mich schon auf die nächs­ten Mona­te und bin gespannt, wel­che wert­vol­len Erfah­run­gen noch auf mich warten.

Eine Chance auf Zukunft

BANGLADESCH. Shan­to* ist sechs Jah­re alt. Sei­ne ers­ten Lebens­jah­re waren sehr schwer. Shan­tos Mut­ter hat die Fami­lie kurz nach sei­ner Geburt ver­las­sen und einen ande­ren Mann gehei­ra­tet; zu ihr besteht kein Kon­takt mehr. In der Fami­lie und Ehe gab es vie­le Kon­flik­te, auch wegen der ver­mu­te­ten Spiel­sucht des Vaters. Bis heu­te ver­kraf­tet Shan­tos Vater die Tren­nung nur schwer. Er ver­sucht, sich als Tage­löh­ner über Was­ser zu hal­ten. Da er weder finan­zi­ell noch psy­chisch in der Lage ist, sich ange­mes­sen um sei­nen Sohn zu küm­mern, lebt Shan­to bei sei­ner Groß­mutter. Doch sie ist auf­grund ihres Alters und ihrer Armut nicht imstan­de, für ihren Enkel zu sorgen.

Gemein­sam mit dem Pro­jekt­lei­ter des Kin­der­dor­fes besu­che ich (Micha) den schüch­ter­nen Jun­gen, um sei­ne Auf­nah­me in unse­rem Inter­nat zu prü­fen. Zu Shan­tos Oma führt nur ein schma­ler Pfad, der in der Regen­zeit oft unpas­sier­bar ist. Das Haus ist aus ein­fa­chen Bret­tern und Blech gebaut und in einem sehr schlech­ten Zustand. Für uns ist schnell klar: Shan­to hat hier kei­ne Zukunft. Wenn wir ihn nicht auf­neh­men, wird er wahr­schein­lich zu ent­fern­ten Ver­wand­ten kom­men und immer wei­ter­ge­reicht wer­den. In weni­gen Minu­ten klä­ren wir die Formalitäten.

Als Shan­to schließ­lich im Kin­der­dorf in Khul­na ankommt, ist sein Vater sicht­lich dank­bar. Den­noch hält er seit­dem nur wenig Kon­takt zu sei­nem Sohn. Shan­to ver­misst sei­nen Vater und sei­ne Mut­ter oft. Wir bemü­hen uns, ihm ein Umfeld zu bie­ten, in dem er sich gebor­gen füh­len und sich gut ent­wi­ckeln kann. Unter­stützt du uns dabei, dass wir Kin­dern wie Shan­to eine Per­spek­ti­ve für ihr Leben geben können?
Micha & Kat­rin Ulmer

* Name geändert

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Bewegender Nachruf aus Papua-Neuguinea

Am 4. Janu­ar 2024 ist Schwes­ter Anne­lie­se Jeh­le im Alter von 87 Jah­ren ver­stor­ben. Von 1978–2000 war sie als Mis­sio­na­rin in Papua-Neu­gui­nea (PNG) im Ein­satz. Auch vie­le Jahr­zehn­te spä­ter erin­nern sich die Men­schen noch vol­ler Dank­bar­keit an sie. Stell­ver­tre­tend für die vie­len Mis­si­ons­schwes­tern, die welt­weit im Ein­satz waren, ver­öf­fent­li­chen wir hier den Nach­ruf eini­ger Weg­ge­fähr­ten von Schwes­ter Anne­lie­se aus PNG:

Wir, die Chris­ten vor Ort sowie die Leh­rer und Schü­ler der Män­ner- und Mäd­chen­bi­bel­schu­le in Angug­a­nak, Pro­vinz West Sepik, Papua-Neu­gui­nea, dan­ken Gott für das Leben unse­rer lie­ben Schwes­ter und Freun­din, Schwes­ter Anne­lie­se Jeh­le. Wir dan­ken dem Herrn und der Lie­ben­zel­ler Mis­si­on, dass sie uns einen so wun­der­ba­ren Men­schen geschickt haben.

Unser heu­ti­ges Leben hat sich durch ihre Zeit hier in Papua-Neu­gui­nea ver­än­dert und ist geseg­net wor­den. Sie hat uns gezeigt, was es bedeu­tet, ein demü­ti­ger, hin­ge­bungs­vol­ler Die­ner unse­res Herrn Jesus Chris­tus zu sein. Schwes­ter Anne­lie­ses ruhi­ge, beschei­de­ne Art und ihre auf­rich­ti­ge Lie­be zu jedem ein­zel­nen von uns zeig­ten uns den Cha­rak­ter unse­res Herrn Jesus Chris­tus, den sie so sehr lieb­te und dem sie so gut diente.

Schwes­ter Anne­lie­se kam 1994 zusam­men mit Schwes­ter Han­na Bär zum ers­ten Mal nach Angug­a­nak und gemein­sam lei­te­ten sie einen neun­wö­chi­gen Schnup­per­kurs der Mäd­chen­bi­bel­schu­le. Der vol­le Kurs von sechs Mona­ten über zwei Jah­re begann 1995. Eine PNG-Schwes­ter aus dem Hoch­land, Gina Iba­lu, schloss sich ihnen bei der Arbeit an. Die Mäd­chen­bi­bel­schu­le wird auch heu­te noch hier in Angug­a­nak mit ein­hei­mi­schen Leh­rern unter der Lei­tung von Schwes­ter Mar­ga­ret Kapan betrieben.

Zwei der Absol­ven­tin­nen aus dem Hoch­land aus Anne­lie­ses Zeit, Moni­ca Ipan­da und Eve­lyn Alen­do, kehr­ten in ihre Hei­mat ins Hoch­land zurück und grün­de­ten eine Mäd­chen­bi­bel­schu­le, die auf ihren Erfah­run­gen mit Schwes­ter Anne­lie­se und Schwes­ter Han­na auf­baut. Auch die­se Mäd­chen­bi­bel­schu­le wird wei­ter­ge­führt. Ein orts­an­säs­si­ges Ehe­paar, Suyak und Apol­los, waren treue Mit­ar­bei­ter und beson­de­re Freun­de von Schwes­ter Anne­lie­se, und sie haben uns in den letz­ten Tagen eini­ge ihrer Erfah­run­gen mitgeteilt.

Schwes­ter Anne­lie­se war eine beson­de­re Freun­din der Leh­rer und Stu­den­ten, ihrer Frau­en und Fami­li­en in der halb­jäh­ri­gen Män­ner­bi­bel­schu­le. Sie unter­rich­te­te die Ehe­frau­en der Bibel­schü­ler und gab am Nach­mit­tag ihre Näh­kennt­nis­se an die Ehe­frau­en wei­ter. Vie­le der Ehe­frau­en der Bibel­schü­ler gaben nach ihrer Rück­kehr in ihre Dör­fer die­se sehr prak­ti­sche und hilf­rei­che Fer­tig­keit sowie die Leh­ren aus der Bibel an die Frau­en in ihren Dör­fern weiter.
Vie­le der Mäd­chen, deren Leben durch das Leben von Schwes­ter Anne­lie­se beein­flusst wur­de, wer­den auf­grund der Abge­schie­den­heit der Orte, in denen sie leben, erst nach eini­ger Zeit von ihrer Ankunft im Him­mel erfah­ren. Die Nach­richt von ihrem Tod wird sie, wie uns alle, trau­rig machen. Das grö­ße­re Gefühl, das sie emp­fin­den wer­den, wie auch wir, ist die Dank­bar­keit gegen­über dem Herrn für das Leben einer so wun­der­ba­ren Schwes­ter, Leh­re­rin und Freundin.
Wir hier in Papua-Neu­gui­nea prei­sen den Herrn und geben Gott die Ehre für das Leben unse­rer lie­ben Schwes­ter Anne­lie­se Jeh­le. Wir den­ken, dass sie bei ihrer Ankunft im Him­mel am 4. Janu­ar von unse­rem Herrn Jesus Chris­tus selbst begrüßt wur­de mit den Wor­ten: „Gut gemacht, gute und treue Die­ne­rin, geh ein in die Freu­de dei­nes Herrn.“

Mar­ga­ret Kapan (Lei­te­rin der Mäd­chen­bi­bel­schu­le)
Des­mond San­mai (Bezirks­pas­tor von Angug­a­nak)
Law­rence Yawi­ni und Timo­thy Sua­fia (Leh­rer der Män­ner­bi­bel­schu­le)
Grae­me Erb (Mis­si­ons­kol­le­ge und Freund von Anne­lie­se)

Sprache ist der Schlüssel zum Herzen der Menschen

Mis­sio­na­re müs­sen unbe­dingt die Spra­che in ihren Ein­satz­län­dern beherr­schen – das gab der Grün­der der Lie­ben­zel­ler Mis­si­on, Pfar­rer Hein­rich Coer­per, als Grund­vor­aus­set­zung für jeden Lie­ben­zel­ler Mis­sio­nar vor. Denn die Spra­che ist der Schlüs­sel zum Her­zen. Micha Ulmer, seit Früh­jahr 2020 Mis­sio­nar in Ban­gla­desch, hat nun erfolg­reich die Ban­g­la-Sprach­prü­fung bestan­den. Dabei hielt der Mis­sio­nar einen 45-minü­ti­gen Fach­vor­trag vor sei­nen Kol­le­gen und den Lei­tern unse­res Part­ner­kir­chen­ver­ban­des. Er hat­te dazu auf Ban­g­la ein Hand­out, ver­schie­de­ne inter­ak­ti­ve Ele­men­te und sei­nen Vor­trag zum The­ma „Cha­rak­ter­bil­dung als Auf­trag der Gemein­de“ vor­be­rei­tet, dem sich eine inhalt­li­che Dis­kus­si­ons­run­de von rund 15 Minu­ten anschloss. Dar­auf­hin erhielt der Lie­ben­zel­ler Mis­sio­nar ein aus­führ­li­ches Feed­back: „Gene­rell gilt, dass neue Mis­sio­na­re zwei Jah­re inten­siv die Spra­che ler­nen. Zum Abschluss die­ser Ein­stiegs­pha­se fin­det dann die erwähn­te Prü­fung statt.“

Ban­g­la unter­schei­det sich Micha Ulmer zufol­ge gram­ma­tisch vom Deut­schen durch eine ande­re Anord­nung im Satz­bau: „Im Deut­schen gilt die grund­sätz­li­che Ord­nung Sub­jekt-Prä­di­kat-Objekt. Im Ben­ga­li­schen dage­gen Sub­jekt-Objekt-Prä­di­kat. Des­we­gen benö­tigt es vor allem am Anfang viel Geduld, die­se Struk­tur ein­zu­prä­gen.“ Beson­ders war, dass er nie einen offi­zi­el­len Sprach­kurs belegt hat­te, son­dern nur mit einem Pri­vat­leh­rer die Spra­che erlernte.
Es ist die expli­zi­te Stra­te­gie der Lie­ben­zel­ler Mis­si­on in Ban­gla­desch, den Men­schen in ihrer Mut­ter­spra­che zu begeg­nen. Das Land selbst hat vor rund 50 Jah­ren einen Unab­hän­gig­keits­krieg geführt, beson­ders auch für sei­ne Spra­che. Die Fähig­keit, in Ban­g­la zu pre­di­gen, Mit­ar­bei­ter zu för­dern und gemein­sam Pro­jek­te zu lei­ten, ist des­halb von wich­ti­ger Bedeu­tung für die Lie­ben­zel­ler Missionsarbeit.

Die Sprach­prü­fung dient vor allem einem Art Initia­ti­ons­ri­tus: „Nach erfolg­reich bestan­de­ner Sprach­prü­fung darf ich offi­zi­ell in bestimm­ten Gre­mi­en oder an Sit­zun­gen teil­neh­men und dort mei­ne Rol­le als Lie­ben­zel­ler Ver­tre­ter ausfüllen.“

Vie­le inter­na­tio­na­le Mis­sio­na­re ler­nen nie rich­tig die loka­le Spra­che, wes­we­gen sie nie ganz „ankom­men“ und oft jah­re­lang oder immer mit Über­set­zer arbei­ten müs­sen, sag­te Dani­el Matt­mül­ler, Fach­be­reichs­lei­ter Afri­ka, Süd- und Zen­tral­asi­en. „Für uns als Lie­ben­zel­ler Mis­si­on ist es jedoch eine Grund­vor­aus­set­zung, die uns immer wie­der von den loka­len Part­nern als Beson­der­heit gespie­gelt wird. Sie schät­zen, dass unse­re Mit­ar­bei­ter nicht nur Small Talk, son­dern auch pre­di­gen, leh­ren und tie­fe Gesprä­che in der Spra­che ihres Her­zens füh­ren kön­nen.“ An Micha Ulmer schätzt er, dass er selbst dann noch Ban­g­la lern­te, als der Visa-Antrag im Ein­satz­land zuerst mehr­fach abge­lehnt und eine Rück­rei­se nach Deutsch­land not­wen­dig wur­de sowie eine erneu­te Aus­rei­se unsi­cher erschien.

Manik hat es geschafft

BANGLADESCH. Manik gehört zur Min­der­heit der San­tal und ist Christ. Bei­des sind kei­ne guten „Start­be­din­gun­gen“: Die San­tal sind eine gesell­schaft­lich wenig aner­kann­te Eth­nie des indi­schen Sub­kon­ti­nents, und Chris­ten haben es nicht leicht im vor­wie­gend mus­li­mi­schen Bangladesch.

Maniks Vater ver­dien­te den Lebens­un­ter­halt für die fünf­köp­fi­ge Fami­lie in der Land­wirt­schaft, aber alle muss­ten hel­fen und hart arbei­ten, damit die Kin­der zur Schu­le gehen konn­ten. Trotz­dem reich­te das Ein­kom­men oft nicht aus.
Weil die Schul­bil­dung in sei­nem Dorf zu wün­schen übrig ließ, war es dem Vater ein Anlie­gen, dass sein Sohn die Carey-Memo­ri­al-Schu­le (CMS) in Dina­j­pur besu­chen konn­te. Die­se bie­tet rund 530 Kin­dern eine umfas­sen­de Bil­dung und ist eine staat­lich aner­kann­te High School.

Acht Jah­re lang leb­te Manik im ange­schlos­se­nen Kin­der­dorf, von dem aus er zur CMS ging. Dann stu­dier­te er Bio­lo­gie. Den Lebens­un­ter­halt in die­sen Jah­ren finan­zier­te er mit Nach­hil­fe­un­ter­richt. Seit 2018 ist er selbst Leh­rer an der CMS. Er ist mitt­ler­wei­le ver­hei­ra­tet und Vater einer Toch­ter. Dane­ben unter­stützt er sei­ne älter wer­den­den Eltern – und er bringt sich aktiv in der Gemein­de in Dina­j­pur ein.

„Weil ihr in der Not die Rol­le mei­ner Eltern aus­ge­füllt habt, wer­de ich euch mein gan­zes Leben lang dank­bar sein“, schrieb Manik ein­mal an die Lei­tung des Kin­der­dorfs. Er ist sich bewusst, wel­chen Unter­schied die acht Jah­re dort für sein künf­ti­ges Leben bedeu­tet haben. Ein gere­gel­ter Tages­ab­lauf, genü­gend Zeit zum Ler­nen, Gemein­schaft und Prä­gung im christ­li­chen Glau­ben – all das hat Früch­te getra­gen und ihn zu einer Per­sön­lich­keit gemacht, die nun ande­re prä­gen kann.
Bene­dikt Tschauner

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Nie losgelassen

PAPUA-NEUGUINEA. Bil­ly hat es von Anfang an nicht leicht. Schon als Kind ent­wi­ckelt er sich zu einem „Bik­het“ (Stur­kopf). Er ist sel­ten zu Hau­se, son­dern meist auf den Stra­ßen sei­ner Hei­mat­stadt Bial­la auf der Insel West­neu­bri­tan­ni­en unter­wegs. Ein Lei­ter der ört­li­chen Kir­che nimmt sich sei­ner an und adop­tiert ihn. Doch der Segen, der dadurch in Bil­lys Leben kommt, wird nicht sofort sichtbar.

Bil­ly wird zum Klein­kri­mi­nel­len und Teil einer Gang, die immer wie­der Über­fäl­le begeht. Eines Tages wird er geschnappt und muss ins Gefäng­nis. Er bricht aus, flieht aufs Fest­land und schließt sich dort ande­ren Gangs an. Als sich die Lage in der Pro­vinz etwas beru­higt, kehrt er nach West­neu­bri­tan­ni­en zurück. Ein Pas­tor sucht immer wie­der den Kon­takt zu ihm und ermu­tigt ihn, sich ganz auf Jesus einzulassen.

Auf einem Jugend­camp beginnt der jun­ge Mann tat­säch­lich ein Leben als Christ. Doch die Freu­de währt nicht lan­ge: Er kann sich ein­fach nicht von sei­ner Gang und sei­ner alten Iden­ti­tät lösen. Der Pas­tor bleibt an Bil­ly dran und ver­mit­telt ihm einen Platz an der Bibel­schu­le in Gavu­vu – vor allem, um ihn von dem schlech­ten Ein­fluss fern­zu­hal­ten. In die­ser Zeit begeg­net Bil­ly erneut Jesus und folgt ihm nach. Heu­te ist er ver­hei­ra­tet, hat eine Fami­lie und arbei­tet als Jugend­pas­tor. Gott hat ihn nie los­ge­las­sen. Beson­ders am Her­zen lie­gen ihm sei­ne alten Gang-Freun­de, aber auch ande­re kri­mi­nel­le Jugend­li­che. Welch ein Pri­vi­leg, mit Men­schen wie Bil­ly die Zukunft der Jugend- und Gemein­de­ar­beit gestal­ten zu dür­fen. Kön­nen wir auch auf dei­ne Unter­stüt­zung durch Gebe­te und Gaben zählen?
Sebas­ti­an & Katha­ri­na Proß

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Aufblühen statt verbittern

SAMBIA. Die­se Frau beein­druckt mich. Etwa drei Jah­re ist es her, dass sie ver­zwei­felt und abge­ma­gert an unser Tor klopf­te, auf der Suche nach einer Gemein­de. Ich kann nur stau­nen, wie sie seit­dem auf­ge­blüht ist. Ihre Geschich­te erzählt sie selbst:

„Mein Name ist Mau­re­en Pha­ka­ti. Ich bin 65 Jah­re alt, geschie­den und Buch­hal­te­rin im Ruhe­stand. Zwei mei­ner sechs Kin­der star­ben bereits im Kin­des­al­ter. 2015 ver­un­glück­te eine mei­ner Enke­lin­nen bei einem Ver­kehrs­un­fall. Als mei­ne Toch­ter hör­te, dass ihr Kind tot war, hat sie das so sehr erschüt­tert, dass sie am sel­ben Tag starb. Es war furcht­bar, bei­de zeit­gleich zu begra­ben. In den nächs­ten Jah­ren folg­ten wei­te­re Ver­lus­te. Nun leben nur noch zwei mei­ner Kinder.

‚War­um pas­sie­ren mir die­se Din­ge? Wo bist du, Gott?‘ frag­te ich mich. Ich konn­te weder essen noch schla­fen und ver­lor jeg­li­chen Lebens­mut. Von mei­ner Fami­lie wur­de ich für das Unglück ver­ant­wort­lich gemacht, sie beschul­dig­ten mich der Zau­be­rei. Es war schwer zu ertra­gen, dass Ver­wand­te mit dem Fin­ger auf mich zeigten.

Trotz allem hör­te ich nicht auf, in der Bibel zu lesen. Eines Tages änder­te sich mei­ne Gefühls­la­ge. Gott trös­te­te und ermu­tig­te mich durch Bibel­stel­len, die genau in mei­ne Situa­ti­on pass­ten. End­lich kam ich zur Ruhe. Auch durch die Got­tes­diens­te und ande­re Chris­ten sprach Gott in mein Leben und bau­te mich auf.“

Frau Pha­ka­ti ist mir ein gro­ßes Vor­bild. Trotz Schick­sals­schlä­gen hielt sie am Glau­ben fest. Gott hat viel in ihr geheilt, und nun unter­stützt sie fröh­lich unse­re Gemein­de. Betest du mit, dass noch mehr Men­schen in Sam­bia inne­ren Frie­den finden?
Anke Mei­er

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Wundervoll hartnäckig

MALAWI. Schul­plät­ze zu ver­ge­ben! In ver­schie­de­nen Klas­sen­stu­fen waren Plät­ze frei. Wir konn­ten sie Fami­li­en anbie­ten, deren Kin­der nicht schon vor­her unse­ren Kin­der­gar­ten besucht hat­ten. So kam der acht­jäh­ri­ge Won­derful (Wun­der­voll) zur Ein­stu­fungs­prü­fung. In sei­ner bis­he­ri­gen Schu­le hät­te er die drit­te Klas­se begon­nen. Sei­ne Ergeb­nis­se waren jedoch nur knapp auf dem Niveau unse­rer Erst­kläss­ler, und in die­ser Stu­fe konn­ten wir lei­der nie­man­den mehr auf­neh­men. Somit gab es für ihn kei­ne Mög­lich­keit, an die Ubwen­zi-Schu­le zu wechseln.

Wie erstaunt waren unse­re Leh­rer, als eini­ge Tage spä­ter ein frem­der Jun­ge bei der Mor­gen­ver­samm­lung in der Grup­pe der Zweit­kläss­ler stand. Won­derful war, ohne das Wis­sen sei­ner Eltern, anstatt zu sei­ner Schu­le die fünf Kilo­me­ter nach Ubwen­zi gelau­fen! Wir kon­tak­tier­ten die Fami­lie und erklär­ten noch­mals, war­um wir ihn nicht auf­neh­men konnten.

Eini­ge Tage spä­ter kam die jun­ge Mut­ter ver­zwei­felt in unser Schul­bü­ro. Sie erzähl­te uns, dass Won­derful sich wei­ger­te, in eine ande­re Schu­le zu gehen, und wei­nend zu Hau­se saß. „Er sagt immer wie­der: ‚Wenn sie mir nur eine Chan­ce geben, dann wer­de ich zei­gen, dass ich es schaf­fen kann. Bit­te, bit­te lasst es mich doch ver­su­chen!‘ Was sol­len wir tun?“ Der Leh­rer der zwei­ten Klas­se war ein­ver­stan­den, es mit dem Jun­gen zu pro­bie­ren. Einen Tag spä­ter saß ein über das gan­ze Gesicht strah­len­der neu­er Schü­ler in der Klas­se. Er ist seit­her mit viel Eifer am Ler­nen. Dar­über freu­en wir uns und sind dank­bar für jede Unter­stüt­zung unse­rer Arbeit!
Johan­nes & Vro­ni Urschitz

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Glaube trifft Gnade

ECUADOR. Unse­re Nach­ba­rin Grace ist viel allein zu Hau­se mit ihren bei­den Söh­nen. Ihr Mann arbei­tet als Poli­zist etwa drei Stun­den ent­fernt, unweit der kolum­bia­ni­schen Gren­ze. Da ihr jüngs­ter Sohn genau­so alt wie unse­re Toch­ter Nala ist, spie­len die bei­den oft zusam­men. Grace hat­te frü­her einen klei­nen Laden. Dort kamen wir immer wie­der ins Gespräch und lern­ten uns bes­ser ken­nen. Vor eini­gen Mona­ten frag­te sie, wo unse­re Nala den Kin­der­gar­ten besu­chen wür­de. Ich erzähl­te ihr von dem neu gegrün­de­ten Kin­der­gar­ten der Gemein­de. Grace ent­schied sich nach wei­te­ren Tref­fen, ihren Sohn auch dort­hin zu schicken.

Nach den ers­ten Wochen kam der Jun­ge nach Hau­se und woll­te vor dem Mit­tag­essen das Tisch­ge­bet sin­gen, das er im Kin­der­gar­ten gelernt hat­te. Da kei­ner so recht wuss­te, wie es geht, frag­ten sie mich. Nun haben sie es sich zur Gewohn­heit gemacht, vor dem Essen als Fami­lie zu beten.

Grace ist offen für den Glau­ben. Sie hat vie­le Fra­gen über Jesus und liest in der Bibel. Ihr Ehe­mann und ihr ältes­ter Sohn wol­len nichts mit Gott und Kir­che zu tun haben. Das ist belas­tend und her­aus­for­dernd für Grace. Eines Tages sag­te sie: „Wir haben nie zusam­men für das Essen gebe­tet. Für mei­nen Mann ist das sehr fremd. Aber wenn er zu Hau­se ist, macht er es jetzt aus Lie­be zu unse­rem Sohn.”

Ver­gan­ge­nen Novem­ber hat­ten wir zum ers­ten Mal einen Fami­li­en­got­tes­dienst in der Gemein­de und Grace ließ sich dazu ein­la­den. In der Woche dar­auf besuch­te sie erst­mals den Haus­kreis. Nun ver­sucht sie, regel­mä­ßig dar­an teil­zu­neh­men. Die jun­ge Ecua­do­ria­ne­rin ist mir eine Freun­din gewor­den. Wir reden über unse­re täg­li­chen Her­aus­for­de­run­gen als Mut­ter und Ehe­frau. Grace hofft, dass ihr Mann und ihr ältes­ter Sohn eines Tages Chris­tus ken­nen­ler­nen. Schließt du dich unse­rem Gebet an?
Faith Frieß

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