Wenn ein Oktoberfest zum Nachdenken über Gott führt

Toron­to gilt als die mul­ti­kul­tu­rells­te Stadt der Welt. Wenn man jeman­den auf der Stra­ße fragt, was denn „typisch deutsch“ sei, bekommt man häu­fig die glei­che Ant­wort: Würs­te, Bier, Oktoberfest.

Um den Nach­barn auf­zu­zei­gen, wie divers das Gemein­de­grün­dungs­pro­jekt der Lie­ben­zel­ler Mis­si­on ist, beschloss die jun­ge Gemein­de mit ihren 13 ver­schie­de­nen Kul­tu­ren, zu kul­tu­rel­len Fes­ten ein­zu­la­den und dabei mit einem Okto­ber­fest anzu­fan­gen. Das Pla­nungs­team bestand aus drei Gemein­de­mit­glie­dern, die zugleich die Urhe­ber die­ser Idee waren, und den Absol­ven­ten des Kurz­zeit­pro­gramms „impact“, Nata­lie Beut­tler und Tama­ra Bin­der. Dazu kamen in der Woche vor dem gro­ßen Tag noch der Lie­ben­zel­ler Mis­sio­nar Ste­phan Unkel mit dem impact-move-Team, das gera­de in Toron­to war. Sie hal­fen, das Haus auf Vor­der­mann zu brin­gen, Fly­er zu ver­tei­len, Deko­ra­tio­nen aus­zu­schnei­den und arbei­te­ten beim Kin­der­pro­gramm mit.

Um die Ver­an­stal­tung fami­li­en­freund­lich zu gestal­ten, orga­ni­sier­ten die Lie­ben­zel­ler zudem eine Spiel­stra­ße auf dem Park­platz vor dem Haus. Kin­der konn­ten mit Bäl­len und Darts Dosen und Bal­lons abwer­fen, einen Igel aus Laub bas­teln oder ihr Gesicht schmin­ken las­sen. Das High­light jedoch war die Hüpf­burg, die ein­la­dend Rich­tung Stra­ße auf­ge­baut wurde.
Beson­ders gefragt war natür­lich das deut­sche Essen: „Wir hat­ten fri­sche Okto­ber­fest­würs­te, Bre­zeln von einer deut­schen Bäcke­rei und vie­le selbst gemach­te Kuchen. Unse­re impact-Hel­fer hat­ten sich unter der Lei­tung von Nata­lie zwei Tage lang in der Küche ver­aus­gabt“, so der Lie­ben­zel­ler Mis­sio­nar Ben Schö­ni­ger. Zum Kuchen durf­te selbst­ver­ständ­lich der Kaf­fee nicht feh­len – und zu den Würs­ten das Bier. „So authen­tisch wie mög­lich, lau­te­te unser Mot­to, aber es gab natür­lich eine grö­ße­re Aus­wahl an Getränken.“

Was wäre ein Okto­ber­fest ohne Bier­zelt: „Das deut­sche Auge wür­de es nicht auf Anhieb als sol­ches erken­nen, doch was wir in unse­rem Gar­ten auf­stel­len lie­ßen, kam dem klas­si­schen Fest­zelt so nahe wie in Kana­da nur mög­lich.“ Ohne Bier­bän­ke, aber mit auf­ge­reih­ten Klapp­ti­schen und Stüh­len und etwas kit­schi­ger Beleuch­tung, gab es Platz für mehr als 150 Per­so­nen und eine Live-Band.

Das Okto­ber­fest war ein vol­ler Erfolg. Mehr als 200 Gäs­te kamen über den Tag ver­teilt, dar­un­ter vie­le Nach­barn. Zwar mach­ten die Orga­ni­sa­to­ren kei­nen Gewinn, aber das Team hat viel gelernt für die nächs­te Ver­an­stal­tung. „Wun­der­bar war auch das Mit­ein­an­der der frei­wil­li­gen Hel­fer. Durch die Zusam­men­ar­beit mit impact-move hat­ten wir etwa 30 Mit­ar­bei­ter, die alle selbst das Okto­ber­fest genos­sen haben – viel­leicht sogar am aller­meis­ten. In der Gemein­de ist dadurch ein neu­es Wir-Gefühl entstanden.“

Der größ­te Erfolg war aber, dass Ben Schö­ni­ger von zwei Besu­chern gefragt wur­de, ob er sich nicht mit ihnen tref­fen kön­ne, weil die­ses Fest sie neu ins Nach­den­ken über Gott und Kir­che brachte.

Ben und Julia Schö­ni­ger sind seit August 2020 in einem Gemein­de­grün­dungs­pro­jekt im Nor­den Toron­tos tätig. Dort arbei­ten sie mit jun­gen Men­schen vie­ler ver­schie­de­ner Kul­tu­ren. Ben stu­dier­te Evan­ge­li­sche Theo­lo­gie an der Inter­na­tio­na­len Hoch­schu­le Lie­ben­zell sowie der Evan­ge­li­schen Hoch­schu­le Tabor in Mar­burg, Julia stu­dier­te Fami­li­en­wis­sen­schaf­ten in den USA.