Margit Schwemmle übergangsweise neue Leiterin der „Evangelical University“

Mar­git Schwemm­le, seit 2012 Mis­sio­na­rin in Sam­bia, über­nimmt ab Mai 2023 über­gangs­wei­se die Lei­tung der „Evan­ge­li­cal Uni­ver­si­ty“ in Ndo­la. Sie tritt die Nach­fol­ge von Dr. Laza­rus Phi­ri an, der von Janu­ar 2012 bis April 2023 die Ein­rich­tung leitete.

Die „Evan­ge­li­cal Uni­ver­si­ty“ befin­det sich in Ndo­la im Her­zen des „Kup­fer­gür­tels“, der Indus­trie­re­gi­on im Zen­trum von Sam­bia. Sie wur­de 1960 als „Bible Col­lege of Cen­tral Afri­ca“ gegrün­det. 1979 über­nahm die Evan­ge­li­sche Alli­anz Sam­bi­as die Trä­ger­schaft. 1981 erfolg­te die Umbe­nen­nung in „Theo­lo­gi­cal Col­lege of Cen­tral Afri­ca (TCCA)“. Im Jahr dar­auf began­nen die ers­ten Stu­den­ten mit Diplo­ma- und Bache­lor-Pro­gram­men in Theo­lo­gie. Seit 1988 wird zusätz­lich zum Theo­lo­gie­stu­di­um ein Abschluss für Reli­gi­ons­leh­rer an wei­ter­füh­ren­den Schu­len ange­bo­ten. Neue Mög­lich­kei­ten, eine staat­li­che Aner­ken­nung zu bekom­men, führ­ten zu einer Regis­trie­rung als pri­va­te Uni­ver­si­tät, und 2014/15 wur­de aus TCCA die „Evan­ge­li­cal Uni­ver­si­ty“. 2018 wur­den alle ange­bo­te­nen Pro­gram­me vom sam­bi­schen Bil­dungs­mi­nis­te­ri­um aner­kannt. Zur­zeit stu­die­ren 80 Män­ner und Frau­en an der Universität.

Das Mot­to der Uni­ver­si­tät ist: „Und was du von mir gehört hast durch vie­le Zeu­gen, das befiehl treu­en Men­schen an, die tüch­tig sind, auch ande­re zu leh­ren. (2. Timo­theus 2,2)“ Die „Evan­ge­li­cal Uni­ver­si­ty“ ist eine der Part­ner­uni­ver­si­tä­ten der Inter­na­tio­na­len Hoch­schu­le Lie­ben­zell. Die Stu­den­ten kom­men aus ver­schie­de­nen Gemein­de­ver­bän­den und kön­nen fünf ver­schie­de­ne Abschlüs­se erwer­ben. Durch das an die Ein­rich­tung ange­glie­der­te Stu­den­ten­wohn­heim haben die 15 sam­bi­schen Mit­ar­bei­ter viel per­sön­li­chen Kon­takt zu den Stu­die­ren­den. „Wir haben als ‚Allein­stel­lungs­merk­mal‘ im Land ein akkre­di­tier­tes Pro­gramm für Frau­en, die sich in Gemein­den in ver­schie­de­nen Berei­chen ein­brin­gen und dafür bes­ser aus­ge­bil­det wer­den wol­len“, sag­te Mar­git Schwemmle.
Die Stu­den­ten arbei­ten nach ihrem Abschluss in Gemein­den als Pas­to­ren, als Leh­rer an wei­ter­füh­ren­den Schu­len, als Lei­ter von Gemein­de­ver­bän­den und in Entwicklungshilfeorganisationen.

Mar­git Schwemm­le hofft, „dass auch in Zukunft unser Mot­to ver­wirk­licht wird und unse­re Stu­den­ten zu Men­schen wer­den, die das, was sie gehö­ret haben, an ande­re wei­ter­ge­ben‘. Für mich per­sön­lich wün­sche ich mir, dass ich die Lei­tungs­auf­ga­be mit der dazu­ge­hö­ren­den Ver­ant­wor­tung kul­tu­rell ange­passt so aus­füh­ren kann, dass wir als Team an einem Strang zie­hen und Vor­bil­der für unse­re Stu­den­ten sind.“ Wir beten, dass bis spä­tes­tens Anfang 2024 eine neue, von Gott beru­fe­ne Lei­tung für die „Evan­ge­li­cal Uni­ver­si­ty“ gefun­den wird.

Gut gemeint ist nicht immer gut

Ein Last­wa­gen vol­ler Zie­gen bringt nicht nur Segen. Das hat Mis­sio­nar Johan­nes Urs­chitz in Mala­wi erlebt. Denn fal­sche Nutz­tier­hal­tung trägt zur Nah­rungs­mit­tel­knapp­heit in den Dör­fern bei. Zie­gen sind ohne Hir­ten unter­wegs und zer­stö­ren die Pflan­zen auf den Fel­dern und Gär­ten. Nach vie­len Gesprä­chen und Sit­zun­gen mit den Dorf­ver­ant­wort­li­chen wur­den von den Dorf-Komi­tees Regeln zur Tier­hal­tung aufgestellt.

„Lei­der klappt es mit der Umset­zung noch nicht, aber immer­hin waren wir auf einem guten Weg.“ Nun kam vor zwei Wochen eine Hilfs­or­ga­ni­sa­ti­on mit dem guten Anlie­gen ins Dorf­ge­biet, die Lebens­si­tua­ti­on der Armen unter der Bevöl­ke­rung zu ver­bes­sern. Ein Last­wa­gen, voll­be­la­den mit Zie­gen, fuhr vor. Unter viel Freu­de und Jubel der Emp­fän­ger fand die Ver­tei­lung statt. Die Hilfs­or­ga­ni­sa­ti­on ist inzwi­schen wei­ter­ge­zo­gen. „Wir aber sehen mit gro­ßem Bedau­ern (und Frust), dass nun noch mehr Zie­gen als zuvor in den Fel­dern unter­wegs sind.“

Mit einem der mala­wi­schen Vor­stands­mit­glie­der sind nächs­te Woche Dorf­ver­an­stal­tun­gen geplant, um das The­ma „Sinn­vol­le Nutz­tier­hal­tung“ erneut ins Gespräch zu brin­gen. „Wer die Geschen­ke bringt ist der umju­bel­te Gön­ner, wer die Pro­ble­me auf den Tisch kehrt und zu nöti­ger Ver­än­de­rung und mehr Eigen­ver­ant­wor­tung ermu­tigt, ist dage­gen eher der Buh­mann“, sag­te Johan­nes Urs­chitz. Solan­ge jemand hilft und die Erwar­tun­gen der Men­schen erfüllt, ist er ger­ne gese­hen und über­all will­kom­men. Das tut gut, ist jedoch lei­der sel­ten die bes­te Lösung der Probleme.

Eine Fußball-Liga für über 80-jährige Männer

Män­ner über 80 Jah­re, die in einer eigens im Janu­ar gegrün­de­ten Liga hin­ter einem Fuß­ball hin­ter­her­ja­gen? Undenk­bar? Nicht in Japan! Das berich­tet der Lie­ben­zel­ler Mis­sio­nar Tho­mas Beck. In kei­nem Land leben so vie­le alte Men­schen, über 90.000 der rund 124 Mil­lio­nen Japa­ner zäh­len über 100 Jah­re, Ten­denz stei­gend. Nir­gends gibt es der­zeit pro­zen­tu­al mehr Hundertjährige.

Die Ster­be­ra­te ist dabei so hoch wie nie, gleich­zei­tig sank die Gebur­ten­ra­te auf ein Niveau, das eigent­lich erst für 2033 pro­gnos­ti­ziert wur­de. Laut der Regie­rung hat ein ver­än­der­ter Lebens­stil infol­ge der Coro­na-Pan­de­mie und der wach­sen­de Trend, spä­ter oder gar nicht zu hei­ra­ten, zu die­sem signi­fi­kan­ten Gebur­ten­rück­gang geführt.

2021 ist die Zahl der Ehe­schlie­ßun­gen zudem auf­grund der Pan­de­mie auf den nied­rigs­ten Stand seit Ende des Zwei­ten Welt­kriegs gesun­ken. Laut einer aktu­el­len Umfra­ge möch­te die Hälf­te der Unver­hei­ra­te­ten unter 30 Jah­ren kei­ne Kin­der. 53 Pro­zent der Män­ner und 46 Pro­zent der Frau­en wol­len nicht Eltern wer­den. Bei den ver­hei­ra­te­ten Paa­ren sieht es auch nicht bes­ser aus, nur 48 Pro­zent geben an, dass sie ger­ne Kin­der hät­ten. Begrün­det wird das mit Zukunfts­ängs­ten und finan­zi­el­len Aspekten.

Die Zah­len zei­gen, dass Japan mit einer dop­pel­ten Her­aus­for­de­rung zu kämp­fen hat: Zum einen wer­den immer weni­ger Kin­der gebo­ren, zum ande­ren altert die Bevöl­ke­rung immer mehr. Das bedeu­tet aber auch, dass Japan noch eine sehr rüs­ti­ge und akti­ve älte­re Gene­ra­ti­on hat, die nach wie vor offen und inter­es­siert ihre Umwelt wahrnimmt.

„Für uns als Gemein­de heißt das auch, dass wir die­se Gene­ra­ti­on nicht ver­ges­sen dür­fen. Auch ihnen gilt der Auf­trag, das Evan­ge­li­um zu ver­kün­di­gen und ihnen von der Ret­tung durch Jesus Chris­tus zu erzäh­len“, sag­te Tho­mas Beck. Die Gemein­de dort hat einen Abhol­dienst ein­ge­rich­tet, damit auch älte­re Men­schen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, am Got­tes­dienst teil­neh­men kön­nen. „Außer­dem machen wir in der Gemein­de immer wie­der deut­lich, dass unser Lebens­wert nicht vom Tun her defi­nie­ren ist, son­dern von unse­rem Sein. Gera­de den älte­ren Men­schen machen wir immer wie­der deut­lich, dass uns ihr Dabei­sein wich­tig ist und uns des­halb kein Weg zu scha­de ist, um sie abzu­ho­len.“ Dane­ben kann jeder nach dem Got­tes­dienst einen Aus­druck der Pre­digt erhal­ten, um sie noch ein­mal nach­le­sen zu kön­nen. Außer­dem gibt es beson­de­re Gebets­ein­hei­ten, in denen ganz spe­zi­ell für die älte­ren Besu­cher und ihre eige­nen Anlie­gen gebe­tet wird.

Tho­mas und Ire­ne Beck sind seit fast 30 Jah­ren in Japan vor allem in der Gemein­de­grün­dungs­ar­beit aktiv. Das Ehe­paar mit vier fast erwach­se­nen Kin­dern ist seit 2012 in Toka­i­chi­ba im Ein­satz. Tho­mas lei­tet dane­ben als Geschäfts­füh­rer die reli­giö­se Kör­per­schaft der Lie­ben­zel­ler Mis­si­on in Japan, die unter ande­rem 16 Gemein­den und ein Frei­zeit­heim umfasst. Rund ein Pro­zent der rund 124 Mil­lio­nen Japa­ne­rin­nen und Japa­ner sind Chris­ten, davon sind 680.000 Evan­ge­lisch. Die Lie­ben­zel­ler Mis­si­on ist seit 1924 mit Mis­sio­na­ren in dem Land tätig.

Gute Botschaft geht durch den Magen

Lie­be geht durch den Magen – und die bes­te Bot­schaft der Welt. Die­se Erfah­rung machen die Mis­sio­na­re Sig­run und Peter Rapp in Frank­reich. In Avran­ches (Nor­man­die) fin­det das Ange­bot „Abend­essen 4 mal 4“ gro­ßen Zulauf. Vier Paa­re oder Ein­zel­per­so­nen orga­ni­sie­ren dabei eine Mahl­zeit, zu der jeder etwas bei­trägt. Bis zu 90 Teil­neh­mer zäh­len die­se Essen. „So ler­nen wir vie­le Per­so­nen ken­nen“, so das Missionarsehepaar.
Ein Freund aus der katho­li­schen Kir­che in Avran­ches hat­te Sig­run und Peter Rapp auf das Ange­bot auf­merk­sam gemacht und ein­ge­la­den. An den ein­zel­nen Abend­essen neh­men jeweils rund acht Per­so­nen teil. „Bei jedem Essen sind es neue Teil­neh­mer, sodass wir nach den vier Essen min­des­tens zwölf neue Per­so­nen kennenlernen.“

Die meis­ten Teil­neh­mer haben einen katho­li­schen Gemein­de­hin­ter­grund. Rapps sind dabei die ein­zi­gen Pro­tes­tan­ten. Die Essen sind fol­gen­der­ma­ßen orga­ni­siert: Der Gast­ge­ber lädt um 19 Uhr zu sich nach Hau­se ein, berei­tet die Haupt­mahl­zeit vor und küm­mert sich um die Geträn­ke. Ein Paar bzw. ein Gast bringt die Vor­spei­se mit, jemand ande­res steu­ert Baguette und die Käse­plat­te bei, das vier­te Paar den Nach­tisch. Bei den vier Essen über­nimmt jedes Paar bzw. jede Ein­zel­per­son ein­mal ein ent­spre­chen­des Gericht bzw. die Gast­ge­ber­rol­le. Zu Sig­run und Peter Rapp kam auch ein­mal eine Frau im Roll­stuhl, weil ihr Haus eben­erdig liegt und die Türen breit genug sind.

Wäh­rend des Essens gibt es vie­le Gesprä­che. Eine Bibel­ar­beit gibt es nicht, dafür kann aber jeder Teil­neh­mer sich vor­stel­len und von sei­nem geist­li­chen Wer­de­gang berich­ten. „Hier hat­ten wir die Mög­lich­keit, von Jesus zu erzäh­len.“ Eben­so wird ein Tisch­ge­bet gesprochen.

Die Gesprä­che um den Tisch ermög­lich­ten, die evan­ge­li­ka­le Bewe­gung vor­zu­stel­len und Miss­ver­ständ­nis­se zu klä­ren. „Eini­ge waren über­rascht über unse­re Beru­fungs­ge­schich­te und dass wir ein­fach den Men­schen die Bibel lieb machen wol­len. Wenn man anschlie­ßend die­se Leu­te in der Stadt trifft, erken­nen sie einen wie­der und Small Talks kön­nen geführt wer­den.“ Am Markt­tag kann man sich zudem meist län­ger mit den Ein­zel­nen unter­hal­ten, weil es ein neu­tra­ler Ort ist.

Sig­run und Peter Rapp sind seit 1991 in Frank­reich tätig, seit 2012 arbei­ten sie in Avran­ches. Der Lie­ben­zel­ler Mis­sio­nar ist auch als evan­ge­li­scher Gefäng­nis-Seel­sor­ger in Cou­tances im Einsatz.

Julio Vasquez zu Besuch in Deutschland

Vie­le Jahr­hun­der­te lang reis­ten Mis­sio­na­re aus Euro­pa an die ent­le­gens­ten Orte der Erde, um den Men­schen das Evan­ge­li­um zu brin­gen. Das ist nach wie vor nötig. Doch mitt­ler­wei­le sen­den die Län­der der süd­li­chen Welt auch vie­le Mis­sio­na­re zu uns, weil hier vie­le Men­schen Jesus Chris­tus nicht ken­nen. Mis­si­on ist längst kei­ne Ein­bahn­stra­ße mehr. Wir erle­ben immer wie­der, dass Mis­sio­na­re aus einem ande­ren kul­tu­rel­len Umfeld einen bes­se­ren Zugang zu ihnen haben. In Chi­le berei­ten unse­re Mit­ar­bei­ter zum Bei­spiel in Zusam­men­ar­beit mit unse­rer Part­ner­or­ga­ni­sa­ti­on „Pro­Vi­sión“ jun­ge Chris­ten auf ihren Dienst in Deutsch­land vor.

Am ver­gan­ge­nen Wochen­en­de besuch­te Julio Vas­quez, der Lei­ter von Pro­Vi­sión, zusam­men mit sei­ner Frau Eri­ca die Lie­ben­zel­ler Mis­si­on. Dort traf er Mis­si­ons­di­rek­tor Dave Jar­setz und den Lei­ter des Teams „Mis­si­on & Inte­gra­ti­on“, Mar­tin Kocher.

Julio Vas­quez und Dave Jar­setz bedank­ten sich für die ver­trau­ens­vol­le Zusam­men­ar­beit und beton­ten, dass die Koope­ra­ti­on fort­ge­führt und ver­tieft wer­den soll. Damit noch vie­le Men­schen in Süd­ame­ri­ka, in Euro­pa und welt­weit von Gott hören.

„Den Menschen hier wurde jahrzehntelang ausgeredet, dass es Gott gibt“

Mai­ka Hirsch­feld ist aus­ge­bil­de­te Steu­er­fach­an­ge­stell­te und stu­dier­te an der Inter­na­tio­na­len Hoch­schu­le Lie­ben­zell und der Evan­ge­li­schen Hoch­schu­le TABOR Evan­ge­li­sche Theo­lo­gie. Seit Sep­tem­ber 2022 ist sie in der „Oase im Reit­bahn­vier­tel“ in einem Plat­ten­bau­ge­biet in Neu­bran­den­burg im Ein­satz. Dort setzt sie sich dafür ein, zusam­men mit dem „Oase“-Team und den Men­schen aus dem Vier­tel Gemein­de zu gestal­ten und zu bau­en. Wir haben Mai­ka eini­ge Fra­gen gestellt.

Ein gutes hal­bes Jahr bist Du jetzt in der Oase. Was ist dein Eindruck?
Ich füh­le mich sehr wohl und bin schnell ange­kom­men. Ursprüng­lich kom­me ich ja aus Bran­den­burg, leb­te dann in Hes­sen und Baden-Würt­tem­berg. In Neu­bran­den­burg konn­te ich mich schnell ein­le­ben. Was ich inter­es­sant fin­de: Ich war 2018 schon mal zum Schnup­pern im Reit­bahn­vier­tel. Ich fand die Oase schon damals eine span­nen­de und wich­ti­ge Arbeit, hat­te aber nicht das Gefühl: Da gehö­re ich hin. Das ist jetzt ganz anders.

Was hat dich bis­her überrascht?
Unser Team ist ganz anders zusam­men­ge­setzt als ich das ver­mu­tet hät­te. Sven fiel krank­heits­be­dingt lei­der lan­ge aus. Wir übri­gen im Team sind drei jun­ge Frau­en und alle nicht so lan­ge vor Ort. Das hät­te ich mir so nicht aus­ge­sucht. Es wirkt viel­leicht manch­mal etwas chao­tisch, aber Gott hat das mit unse­rem Team sehr gut gemacht und viel Segen geschenkt. Wir haben einen gro­ßen Zusam­men­halt, viel Wert­schät­zung für­ein­an­der und ein­fach ein super Mit­ein­an­der im Team. Das ist ein gro­ßes Geschenk.

Vie­le Men­schen bei euch im Vier­tel leben von Trans­fer­leis­tun­gen. Durch die Infla­ti­on haben sie es beson­ders schwer. Wie kom­men sie damit klar?
Die Ener­gie­kri­se macht den Men­schen schon zu schaf­fen. Vie­le haben Angst, wie sie alles stem­men sol­len. Es haben auch Leu­te damit zu kämp­fen, die eine Arbeits­stel­le haben.
Ein­mal in der Woche bie­ten wir das Oase-Früh­stück an. Eigent­lich soll es vor allem unse­rer Gemein­schaft die­nen. Der­zeit ist es aber auch eine kon­kre­te Hil­fe für die Men­schen, an ein gutes und gesun­des Früh­stück zu kom­men. Es gibt schon Men­schen hier, die sehr rech­nen müs­sen, was sie ein­kau­fen kön­nen und was nicht.

Was moti­viert dich in dei­ner Arbeit?
Ich stam­me aus Ost­deutsch­land. Glau­be und Kir­che wur­den vor der Wie­der­ver­ei­ni­gung jahr­zehn­te­lang unter­drückt und den Men­schen aus­ge­re­det, dass es Gott gibt. Vie­le Men­schen kön­nen Got­tes Wir­ken gar nicht ein­ord­nen, weil ihnen die Bezugs­punk­te feh­len. Mich moti­viert es, dass ich mit­hel­fen darf, dass Men­schen dort mit Gott in Ver­bin­dung kommen.

Was sind eure Plä­ne für die Oase?
Was uns auf dem Her­zen liegt sind Jün­ger­schaft und Nach­fol­ge. Daher suchen wir nach Mög­lich­kei­ten und Wegen, um mit den Leu­ten kon­kret Schrit­te in der Nach­fol­ge zu gehen, die zu ihnen und ihren Lebens­um­stän­den pas­sen. Ger­ne wol­len wir in die inves­tie­ren, die auch Inter­es­se an Gott haben, um ihre Bezie­hung zu Gott zu stärken.

Gibt es eine Begeg­nung in der letz­ten Zeit, die dich beson­ders bewegt hat?
Einer der Jugend­li­chen, zu dem wir einen rich­tig guten Draht hat­ten und der sein Leben mit Jesus leb­te, wur­de von einem pri­va­ten Schick­sals­schlag so aus der Bahn gewor­fen, dass wir das Gefühl haben, dass er gera­de kom­plett von Gott weg­drif­tet. Das bewegt uns sehr. Wir erle­ben das immer wie­der, dass die Men­schen von ihren eige­nen Bio­gra­fien ein­ge­holt wer­den. Es ist halt nicht so, dass Gott einem ein­fach ein Pflas­ter auf­klebt und dann alles wie­der gut ist. Es ist oft ein lan­ger Pro­zess. Wir freu­en uns über alle, die für die­sen Jugend­li­chen und unse­re Arbeit in der Oase beten.

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„Gott segnet jeden Menschen mit irgendetwas“

Tobi­as und Sarah Mül­ler arbei­te­ten von 2011 bis 2023 als Mis­sio­na­re in Mala­wi. Seit Sep­tem­ber 2018 waren sie für die Schu­lungs­ar­beit unter Pas­to­ren und Gemein­de­lei­tern, die mis­sio­na­ri­schen „impact“-Einsätze und admi­nis­tra­ti­ve Auf­ga­ben ver­ant­wort­lich. Zuvor waren sie im Dorf­ent­wick­lungs­pro­jekt Ubwen­zi sowie am Chiso­mo-Zen­trum tätig. Ab Sep­tem­ber 2023 lei­ten sie das Lie­ben­zell House in Toron­to. Dort betreu­en sie die ange­hen­den Mis­sio­na­re in ihrer Vor­be­rei­tungs­zeit und Stu­die­ren­de der Inter­kul­tu­rel­len Theo­lo­gi­schen Aka­de­mie wäh­rend ihres Aus­land­se­mes­ters in Toron­to. Eben­so sind sie für die Teil­neh­men­den des Jün­ger­schafts­pro­gramms „impact-move“ zustän­dig. Zusam­men mit ihren bei­den Kin­dern haben sie einen Zwi­schen­stopp in Deutsch­land gemacht. Dabei haben wir ihnen eini­ge Fra­gen gestellt.

Ihr habt zwölf Jah­re in Mala­wi gelebt und gear­bei­tet. Wie fällt euer Fazit aus?
Für uns war es eine Berei­che­rung, nicht nur selbst zu geben, son­dern auch von den Mala­wi­ern viel zu ler­nen. Es ist span­nend im Rück­blick zu sehen, wie man sich ent­wi­ckelt, tie­fer gedrun­gen ist und man­ches bes­ser ver­stan­den hat. Unser Mot­to für die­ses Jahr lau­tet „Losing is gai­ning“ (Ver­lie­ren bedeu­tet gewin­nen). Man nimmt schon eini­ges auf sich, wenn man zwölf Jah­re in einem afri­ka­ni­schen Land lebt, muss auf man­ches ver­zich­ten. Aber in der grö­ße­ren Per­spek­ti­ve ist vie­les ein ech­ter Gewinn. Wir konn­ten unse­ren Blick wei­ten, haben Freun­de ken­nen­ge­lernt und vie­le Über­ra­schun­gen erlebt.
Unser Ein­druck ist: In Deutsch­land wird viel gejam­mert, sicher manch­mal auch berech­tigt. Aber trotz aller Schwie­rig­kei­ten in unse­rem Land leben wir in einem gro­ßen Über­fluss. Die­ser Unter­schied fällt uns natür­lich beson­ders auf, weil wir gera­de erst aus Afri­ka zurück­ge­kom­men sind. Vie­les ist im Wes­ten ein­fach selbst­ver­ständ­lich, wofür wir dank­bar sein kön­nen. Trotz der Ener­gie­kri­se ist bis­her immer Strom vor­han­den gewe­sen. In Mala­wi ist das ganz anders. Da muss­ten wir immer den Strom fürs Wäsche­wa­schen oder Bügeln nut­zen, wenn er halt da war.

Was wer­det ihr an Mala­wi vermissen?
Die Mala­wi­er sind sehr dank­bar und groß­zü­gig, obwohl vie­le Men­schen sehr wenig haben. Mala­wi­er sind ger­ne unter den Leu­ten. Sie blei­ben auch mal län­ger sit­zen. Sie leben eine beson­de­re Gast­freund­schaft. Das haben wir sehr genos­sen. Was wir auch ver­mis­sen wer­den, ist die ein­fa­che Art, über Gott und die Bibel reden zu kön­nen. Für die Men­schen in Mala­wi steht außer Fra­ge, dass es einen Gott gibt. Ins Gespräch über Jesus kommt man sehr leicht – auch mit Muslimen.

Was wünscht ihr den Men­schen in Malawi?
Wir wün­schen ihnen, dass sie trotz ihrer Armut die Res­sour­cen erken­nen, die sie haben. Gott seg­net jeden Men­schen mit irgend­et­was – egal, ob er viel hat oder wenig. Wir wün­schen ihnen, dass sie erken­nen, dass Gott auch das Klei­ne seg­net. Außer­dem hof­fen wir, dass geist­li­ches Wachs­tum geschieht, dass Gemein­den geist­lich reif werden.

Auf was freut ihr euch in eurer neu­en Auf­ga­be in Kanada?
Wir haben eine Bibel­schu­le und ein Dorf­ent­wick­lungs­pro­jekt gelei­tet und Schu­lungs­ar­beit gemacht. Dabei haben wir viel durch­lebt – auch schwie­ri­ge Zei­ten und Tie­fen. Wir haben gelernt, damit umzu­ge­hen. Gott hat uns durch­ge­führt. Die­se Erfah­run­gen an zukünf­ti­ge Mis­sio­na­re wei­ter­zu­ge­ben und sie zu ermu­ti­gen, das reizt uns sehr und dar­auf freu­en wir uns. Wir sind ger­ne im Gespräch mit jun­gen Men­schen. Ein gegen­sei­ti­ges Ler­nen auf Augen­hö­he ist uns wich­tig. Bei­de Sei­ten kön­nen von­ein­an­der profitieren.

Was seht ihr als Her­aus­for­de­rung in Kana­da an?
Als Fami­lie dort anzu­kom­men, uns neu zu ori­en­tie­ren und dann unter einem Dach mit 15 bis 20 Per­so­nen zu leben, wird bestimmt her­aus­for­dernd. Wir wol­len in das Leben von jun­gen Men­schen hin­ein­spre­chen, wis­sen aber, dass wir dabei auf Gott ange­wie­sen sind. Es ist ein Pri­vi­leg und eine gro­ße Ver­ant­wor­tung, ande­re Men­schen prä­gen zu dürfen.

Wie sehen die nächs­ten Wochen für euch aus?
In den nächs­ten Wochen wer­den wir eine Refle­xi­ons- und Stu­di­en­zeit in den USA haben und bei Sarahs Schwes­ter in New Jer­sey leben. Nach­dem wir Armut in der Zwei­drit­tel­welt erlebt haben, wol­len wir uns dar­über in der west­li­chen Welt infor­mie­ren. Dazu wer­den wir Armuts­be­kämp­fung in New York City ken­nen­ler­nen – unter ande­rem, um unse­ren Blick zu wei­ten und gut in unse­re neue Arbeit star­ten zu kön­nen. Auch wer­den wir beim US-ame­ri­ka­ni­schen Zweig der Lie­ben­zel­ler Mis­si­on reinschauen.

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Osterkonferenz unter Awa-Indianern mit großem Zulauf

Auf gro­ße Reso­nanz stieß eine Oster­kon­fe­renz unter den Awa-India­nern in Ecua­dor. Jeden Tag kamen zwi­schen 100 und 150 Besu­che­rin­nen und Besu­cher, um unter ande­rem zusam­men die Bibel zu lesen und sich über die christ­li­che Bot­schaft aus­zu­tau­schen. Dar­un­ter befan­den sich vie­le Jugendliche.

Das berich­ten die Mis­sio­na­re Kathy und Kevin Bruce. Vier Jugend­li­che des Kurz­zeit­pro­gramms „impact“ hal­fen bei der Betreu­ung der Kin­der. Fünf Jugend­li­che nah­men zum ers­ten Mal an einem Abend­mahl teil. Zur Abschluss­fei­er des Kin­der­bi­bel­kur­ses für älte­re Kin­der kamen 13 Zehn- bis Zwölf­jäh­ri­ge. Sie erhiel­ten Diplo­me und Prei­se. Fast alle die­se Kin­der kom­men allei­ne, ohne ihre Eltern, zu den Gemeindeveranstaltungen.

Kathy und Kevin Bruce sind vom ame­ri­ka­ni­schen Zweig der Lie­ben­zel­ler Mis­si­on aus­ge­sandt und arbei­ten seit 1995 in Ecua­dor unter Awa-India­nern. Sie bie­ten Kur­se für Analpha­be­ten an, hal­fen mit, das Alte Tes­ta­ment zu über­set­zen und schu­len ein­hei­mi­sche Christen.

Frohe Ostern

Shin­go ist ein abge­le­ge­nes Dorf hoch oben im Nor­den Japans, in das sich nor­ma­ler­wei­se nur weni­ge Tou­ris­ten ver­ir­ren wür­den. Eine erstaun­li­che Sehens­wür­dig­keit sorgt jedoch dafür, dass jedes Jahr meh­re­re tau­send Besu­cher den Weg in den klei­nen Ort fin­den: das „wah­re“ Grab Jesu Christi.

Um das Grab rankt sich die Legen­de, dass Jesus im Alter von 21 Jah­ren nach Japan kam, hier sein gött­li­ches Wis­sen ver­mehr­te und mit 33 Jah­ren wie­der nach Judäa zurück­kehr­te. Dort stieß sei­ne Bot­schaft bei den Men­schen aller­dings nicht gera­de auf Begeis­te­rung und er soll­te schließ­lich von den Römern am Kreuz hin­ge­rich­tet wer­den. Im letz­ten Augen­blick konn­te er der Hin­rich­tung dadurch ent­ge­hen, dass sein jün­ge­rer Bru­der Isuki­ri stell­ver­tre­tend für ihn den Tod am Kreuz auf sich nahm. So konn­te Jesus flie­hen und nach einer beschwer­li­chen Rei­se gelang­te er wie­der nach Japan und ließ sich in dem klei­nen Dorf nie­der. Hier hei­ra­te­te er sei­ne Frau Miy­u­ki, bekam drei Töch­ter und leb­te fort­an von der Land­wirt­schaft. Nach einem erfüll­ten Leben ver­starb er schließ­lich im hohen Alter von 106 Jah­ren und liegt dort bis heu­te begraben.
Das Grab selbst ist heu­te nicht viel mehr als ein klei­ner, von einem wei­ßen Holz­zaun umrun­de­ter Hügel, in des­sen Mit­te ein Holz­kreuz in den Him­mel ragt. So man­cher Besu­cher wird sich die berech­tig­te Fra­ge stel­len, ob dort wirk­lich der wah­re Chris­tus begra­ben liegt.

Glück­li­cher­wei­se bleibt die­se Legen­de nur eine Legen­de und beschreibt nicht die wah­ren Bege­ben­hei­ten von Jesu Leben, Tod und Auf­er­ste­hung. Ansons­ten wäre unser Glau­be eine trost- und kraft­lo­se Ange­le­gen­heit. Wir sind hier, um den Men­schen, von denen die wenigs­ten die Bedeu­tung von Ostern ken­nen, von einem lee­ren zu Grab erzäh­len und von einem Jesus, der kei­nen Stell­ver­tre­ter ans Kreuz gehen ließ. Die Bibel berich­tet uns, dass Jesus nach sei­ner Auf­er­ste­hung den erschro­cke­nen Jün­gern ver­si­cher­te: „Ich bin es wirk­lich“ (Lukas 24,39). Kei­ne Legen­de oder eine ande­re Per­son steht vor ihnen, son­dern der wah­re Chris­tus selbst. Das löst eine unbän­di­ge Freu­de in ihnen aus, die ihr gan­zes Leben verändert.

Auch heu­te noch erfah­ren Men­schen in Japan die Kraft der Auf­er­ste­hung und erle­ben die­se Freu­de, wenn Jesus in ihrem Leben Wirk­lich­keit wird.
Das durf­ten wir an einem beson­de­ren Oster­sonn­tag vor drei Jah­ren mit­er­le­ben, als sich drei unse­rer Freun­de tau­fen lie­ßen. Durch die Coro­nabe­stim­mun­gen war eine Tau­fe im Kir­chen­ge­bäu­de nicht mög­lich und wir muss­ten nach einer pas­sen­den Alter­na­ti­ve suchen. Da Japan ein Insel­staat ist, war eine Aus­weich­mög­lich­keit schnell gefun­den und wir konn­ten schließ­lich unse­re Freun­de im Meer tau­fen. Für uns alle war das ein sehr bewe­gen­der und freu­di­ger Moment. Was uns aber noch mehr bewegt ist, zu sehen, wie die­se Oster­freu­de im Leben der Ein­zel­nen wei­ter­wächst und dadurch kon­kret sicht­bar wird, dass sie in schwie­ri­gen Situa­tio­nen neue Hoff­nung bekom­men und in Bezie­hun­gen Frie­de einkehrt.

Auch in die­sem Jahr dür­fen wir die Gewiss­heit haben, dass die Oster­bot­schaft kei­ne aus­ge­dach­te Legen­de ist, son­dern eine Wirk­lich­keit, die Men­schen ver­än­dert. Des­halb von Her­zen Fro­he Ostern oder „Iisu­ta Ome­de­tou“, wie man sich hier gegen­sei­tig zusagt.

Die­sen Bei­trag hat unser Japan-Mis­sio­nar Lothar Som­mer im Auf­trag des Evan­ge­li­schen Gemein­de­blatts für Würt­tem­berg geschrieben.

Jeder ist gleich vor dem weißen Blatt Papier

Malen hilft, einen Zugang zu sich selbst und zu Gott zu fin­den. Das beob­ach­tet Nad­ja Nowak bei ihrem wöchent­li­chen the­ra­peu­ti­schen „Frau­en­Ma­len“ im Hoff­nungs­haus in Bad Liebenzell:

Die 29-jäh­ri­ge Soma­lie­rin Hadi­ya*. ist begeis­tert dabei, wie die ande­ren vier Frau­en auch. Doch das war nicht immer so. Zu Beginn waren vie­le sehr ver­un­si­chert und gehemmt. Öfter fie­len Bemer­kun­gen wie: „Ich kann nicht malen. Das wird nichts.“ Wir ver­ein­bar­ten dar­auf­hin: Wir spre­chen nicht über die Bil­der, weder über unse­re noch über die der Nach­ba­rin. Wir kom­men­tie­ren nichts. Auch ich als Lei­te­rin hal­te mich dar­an. Alles ist in Ord­nung, was aus dem Pin­sel fließt. Es wird auch kein The­ma vor­ge­ge­ben. Jede Frau ent­schei­det selbst, was sie malen möch­te. Intui­tiv zu malen bedeu­tet, aus sich selbst her­aus etwas zu schaf­fen. Das eige­ne krea­ti­ve Poten­zi­al her­vor­zu­ho­len und zu nutzen.

Die fünf Teil­neh­me­rin­nen wer­den auf­merk­sam auf ihren Zuruf hin bedient und erhal­ten die gewünsch­ten Far­ben, fri­sches Was­ser oder einen Schwamm. Dadurch, dass nie­mand auf­steht und umher­läuft, legt sich eine ent­spann­te Stim­mung über den Raum; die Frau­en kön­nen in ein regel­rech­tes Flow-Erleb­nis kom­men. Die Bil­der blei­ben dabei in unse­rem Raum in den Map­pen der Frau­en, um sie vor der Bewer­tung Drit­ter zu schützen.

Einer­seits waren die Frau­en stolz auf ihre Bil­der und waren auf Lob aus. Ande­rer­seits waren sie aber auch unsi­cher und schau­ten, was ande­re malen. Wenn etwas nicht so wur­de, wie sie es sich gedacht hat­ten, hät­ten sie am liebs­ten von vorn begon­nen. Heu­te hel­fen ihnen ein auf­mun­tern­des Lächeln und der Satz: „Dir wird schon etwas ein­fal­len“, um sie wei­ter zu moti­vie­ren. Inzwi­schen gelingt es ihnen auch spie­le­risch und mit gro­ßem Selbst­ver­ständ­nis, ein gro­ßes Blatt Papier zu bema­len. Das ist bemer­kens­wert, denn die meis­ten Frau­en haben in ihrer Kind­heit und Jugend nie gemalt. Das hat zur Fol­ge, dass sie kei­ner­lei Figu­ren in ihr Malen ein­be­zie­hen kön­nen. Nach­dem ich den Frau­en die Grund­for­men Kreis, Recht­eck, Drei­eck, Bogen, usw. gezeigt habe, fin­gen sie an, die­se eben­falls zu nut­zen. Nach­dem sie seit einem Jahr regel­mä­ßig malen, setz­ten sie die­se Figu­ren auch zusam­men und es ent­ste­hen Häu­ser, Bäu­me, Blu­men, usw.
Arno Stern, der Begrün­der des Mal­or­tes, hat in den 1960er-Jah­ren her­aus­ge­fun­den, dass die Mal­ent­wick­lung welt­weit bei allen gleich statt­fin­det, wenn sie ange­regt wird. Er reg­te auch an, die Mal­ent­wick­lung nicht durch The­men­vor­ga­be, Lob oder Ver­bes­se­rung zu stö­ren. Genau die­sem Prin­zip fol­gen wir beim „Frau­en­Ma­len“.

Das Ver­ständ­nis von For­men und ihrer Anwen­dung sowie die fein­mo­to­ri­sche Her­aus­for­de­rung der Pin­sel­füh­rung bil­den unter ande­rem die Grund­la­ge für das Schrei­ben­ler­nen. Außer­dem wer­den durch die­se Art des Malens die Deutsch­kennt­nis­se erwei­tert, die Kon­zen­tra­ti­on geför­dert und Raum gege­ben, mutig sich aus­zu­pro­bie­ren. Dabei stößt man an sei­ne Gren­zen und man lernt, fle­xi­bel zu wer­den, weil die Far­be zuwei­len nicht das macht, was man ger­ne hät­te. Dazu ler­nen die Frau­en, um Hil­fe zu bit­ten und sie anzu­neh­men. Außer­dem kann ein Gefühl von eige­ner Ästhe­tik ent­wi­ckelt werden.

Seit Kur­zem habe ich damit begon­nen, mit ein­zel­nen Frau­en in per­sön­li­chen Mal­zei­ten bei ihnen zu Hau­se krea­tiv- und kunst­the­ra­peu­tisch zu arbei­ten. Dabei wird ihnen durch ver­schie­de­ne Mate­ria­li­en und Metho­den ermög­licht, Zugang zu ihren Gefüh­len zu bekom­men und aus­zu­drü­cken, wofür sie oft noch nie Wor­te gefun­den haben. Hier­bei unter­stüt­ze ich ein­fühl­sam durch Fra­gen zu ihrem Bild oder ihrer Plas­tik. Die Teil­neh­me­rin­nen und ich erle­ben, dass tief ver­gra­be­ne Gefüh­le durch das Bild sicht­bar wer­den. Durch das Bewusst­wer­den die­ser Gefüh­le kön­nen sie ver­ar­bei­tet wer­den. Das Ziel ist es, eige­ne Bedürf­nis­se, die per­sön­li­chen Wer­te und Res­sour­cen, Kraft­quel­len sowie das Gute und Gelin­gen­de im All­tag zu ent­de­cken, damit der Lebens­fo­kus nicht auf den Pro­ble­men liegt. Es ist dabei immer wie­der wun­der­schön zu hören, dass den Frau­en vie­le Din­ge ein­fal­len, für die sie dank­bar sein kön­nen. Sie erle­ben sich durch das krea­ti­ve Arbei­ten und das Gespräch dar­über als selbst­wirk­sam, was zu stei­gen­dem Selbst­ver­trau­en und Selbst­be­wusst­sein führt. Dadurch kön­nen die Male­rin­nen wie­der­um bes­ser auf sich ach­ten, bevor sie viel­leicht aus­bren­nen oder depres­siv werden.
Immer wie­der erle­be ich, wie Malen hilft, sich mit dem Glau­ben auseinanderzusetzen.

Hier ein kur­zes Bei­spiel: Eine Frau sagt: „Die Son­ne in mei­nem Bild könn­te Gott sein.“ Das bedeu­tet, ihr wird die Gegen­wart Got­tes bewusst. Dann stel­le ich mög­li­cher­wei­se eine Auf­ga­be wie zum Bei­spiel „Male, wie es sich anfüh­len wür­de, mit Gott und dir selbst im Rei­nen zu sein“ oder „Male, wel­che Fra­gen du an Gott hast“. Sie ent­deckt in ihrem Bild ihre tiefs­ten Gefüh­le und Sehn­süch­te. Die geis­ti­ge und see­li­sche Wider­stands­kraft wird dadurch gestärkt.

Am meis­ten stau­ne ich dabei über unse­ren Gott, der so wun­der­bar krea­tiv und schöp­fe­risch ist und uns als sein Abbild genau­so geschaf­fen hat. Eine Hand, egal mit wel­cher Haut­far­be, mit einem Pin­sel über dem Blatt; ein glück­li­ches, ent­spann­tes Gesicht dar­über – in sol­chen Momen­ten ist das Eben­bild Got­tes für mich oft am klars­ten zu erkennen.

*Name wur­de geändert.