Wenn Geld wertlos wird … – ein Wirtschaftskrimi

Ein sta­bi­les, zuver­läs­si­ges Ban­ken­sys­tem, das pro­blem­lo­ses Bezah­len ermög­licht – all das ist in Afri­ka nicht selbst­ver­ständ­lich. Vor etwa drei Wochen mach­te an einem Mitt­woch­abend in Burun­di fol­gen­de Mel­dung die Run­de, berich­tet Mis­sio­nar Manu­el Stoll: „Burun­di tauscht sei­ne bei­den größ­ten Geld­schei­ne aus! Alle 5.000er- und 10.000er-Geldscheine des Burun­di-Franc (rund 1,50 bzw. 3 Euro wert) wer­den in zehn Tagen kom­plett wert­los sein! Bis dahin ist die Bevöl­ke­rung auf­ge­ru­fen, alle Geld­schei­ne bei einer Bank abzu­ge­ben und gegen neue Schei­ne einzutauschen.“
Die Zen­tral­bank hat damit das gan­ze Land über­rascht. Es waren vor­her kei­ne Gerüch­te im Umlauf, wie sonst üblich. Selbst die meis­ten Ban­ken wur­den vor­ab nicht informiert.

Der dar­auf­fol­gen­de Tag war ein lan­des­wei­ter Fei­er­tag, an dem die Ban­ken geschlos­sen waren. Es gab vie­le Fra­gen, vie­les war unklar. Als dann am Frei­tag die Men­schen began­nen, zu den Ban­ken zu gehen, hieß es, dass die neu­en Geld­schei­ne noch nicht ver­füg­bar sei­en, da sie ja erst auf alle Bank­fi­lia­len ver­teilt wer­den müss­ten. Das Land war in Auf­ruhr. Man ver­mu­te­te, dass ehe­ma­li­ge Regie­rungs­mit­glie­der, die sich ille­gal berei­chert hat­ten, gro­ße Geld­sum­men gehor­tet hat­ten. Daher wur­de kurz nach Bekannt­ga­be des Geset­zes auch gere­gelt, wel­che Maxi­mal­be­trä­ge man ein- und aus­zah­len konn­te. Um Geld wech­seln zu kön­nen, muss­te es erst auf ein Bank­kon­to ein­ge­zahlt wer­den. Dann konn­te man es wie­der mit den neu­en Geld­schei­nen abhe­ben. Inner­halb einer Zehn-Tages-Frist konn­te man zudem maxi­mal umge­rech­net 3.000 Euro ein­zah­len. Abhe­ben könn­te man in die­ser Zeit täg­lich rund 100 Euro. Dadurch waren Men­schen mit grö­ße­ren Bar­geld­sum­men gezwun­gen, ihr Geld bei der Bank abzu­ge­ben und bis zum Ende der Frist größ­ten­teils auch dort lie­gen zu las­sen. Alle, die mehr als umge­rech­net 3.000 Euro in bar besa­ßen, muss­ten nun beim Ein­zah­len unan­ge­neh­me Fra­gen beant­wor­ten und wur­den auf eine Lis­te der Zen­tral­bank gesetzt. Nach und nach waren dann auch die neu­en Geld­schei­ne ver­füg­bar. Weni­ge Tage vor Ablauf der Frist began­nen man­che Laden­be­sit­zer damit, die alten Geld­schei­ne abzu­leh­nen, obwohl sie noch gül­tig waren.
In die­sen Tagen wur­den immer neue Mel­dun­gen der Regie­rung ver­brei­tet und Ein- und Aus­zah­lungs­li­mits ange­passt. Vor den Ban­ken bil­de­ten sich War­te­schlan­gen. Vie­le muss­ten erst ein­mal ein Bank­kon­to eröff­nen, um an neue Geld­schei­ne kom­men zu kön­nen. Bis zuletzt gab es man­che, die alles für einen Bluff des Prä­si­den­ten hiel­ten und sich wei­ger­ten, ihr Geld zur Bank zu bringen.

Als die Frist ablief, war zunächst nicht klar, wie es wei­ter­geht: Wür­den die Beschrän­kun­gen zu Ein- und Aus­zah­lun­gen auf­ge­ho­ben? Haben die Ban­ken aus­rei­chend Bar­geld, wenn vie­le ihr Geld sofort wie­der abhe­ben wür­den? Schließ­lich kam die erleich­tern­de Mel­dung, dass alle Ein­schrän­kun­gen auf­ge­ho­ben wer­den. Auch wenn zunächst wei­ter­hin nicht über­all genü­gend Bar­geld ver­füg­bar war, war die Zeit der Unsi­cher­heit doch vor­bei. Die alten Geld­schei­ne waren nun wertlos.

„Es war sehr span­nend für uns Mis­sio­na­re zu beob­ach­ten, was solch ein Gesetz mit uns Men­schen machen kann: Wenn unser Besitz in Gefahr ist, wie reagie­ren wir? Wenn das, was wir ange­häuft haben, droht, wert­los zu wer­den, wor­an klam­mern wir uns? Wenn unser Geld von einem Tag auf den ande­ren kom­plett wert­los wird, was macht das mit unse­rem Her­zen?“, sag­te Manu­el Stoll, der seit Juni 2021 in dem Land Gemein­de­grün­dun­gen unterstützt.
Spä­tes­tens mit dem Tod wird aller Besitz mit einem Schlag wert­los sein. Geld ist dann nicht mehr als bunt bedruck­tes Papier (so wie die alten Schei­ne hier in Burun­di). Daher hat Jesus auch gesagt: „Sam­melt euch kei­ne Reich­tü­mer hier auf der Erde, wo Mot­ten und Rost sie zer­fres­sen oder Die­be ein­bre­chen und steh­len. Sam­melt euch lie­ber Schät­ze im Him­mel […] Denn wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein.“ (Mat­thä­us 6,19–21). „Was für ‚Schät­ze‘ will ich in mei­nem Leben anhäu­fen, die auch über mei­nen Tod hin­aus Bestand haben? Für uns als Fami­lie sind das: Got­tes Wil­len tun, mit ihm in Bezie­hung leben, ande­ren von sei­ner Lie­be erzäh­len. Das soll uns immer wich­ti­ger sein als Besitz oder Geld.“

Die Lie­ben­zel­ler Mis­si­on ist seit 1992 in Burun­di aktiv. Die Mis­sio­na­re dort set­zen sich für benach­tei­lig­te Men­schen ein, unter­stüt­zen christ­li­che Aus­bil­dung, die Gemein­de­ar­beit und schu­len Burunder.

Deutsche und Franzosen produzieren in Nizza gemeinsam Lieder

Gemein­sam mit Fran­zo­sen Lie­der pro­du­zie­ren und über das zu spre­chen, was einem wich­tig ist – das erleb­ten 40 jun­ge Rap­per, Sän­ger, Pro­du­zen­ten und Kame­ra-Begeis­ter­te von „Lubu Beatz” in Niz­za. Bei einem Koope­ra­ti­ons­pro­jekt fuhr die Grup­pe dank der finan­zi­el­len För­de­rung durch Stif­tun­gen in die süd­fran­zö­si­sche Stadt. „Schon eine Wei­le hat uns der Gedan­ke gepackt, ob wir nicht ein­mal eine Zusam­men­ar­beit in Frank­reich ange­hen könn­ten. Wir hör­ten von einer Arbeit unter Kin­dern und Jugend­li­chen in einem Brenn­punkt-Vier­tel“, sag­te der Lei­ter von Lubu Beatz, Chris­ti­an Dan­ne­berg. Das Pro­jekt konn­te nun nach der Coro­na-Pan­de­mie umge­setzt werden.

Die Mit­ar­bei­ter brach­ten auch sie­ben Audio-Arbeits­plät­ze nach Frank­reich. Gemein­sam arbei­te­ten die Musi­ker in dem Vor­stadt-Vier­tel Ari­an­ne an Songs. „Die Men­schen leben dort abseits der der gesell­schaft­li­chen Son­nen­sei­te. Es hat uns berührt, wie die Lebens­bah­nen im Vier­tel vor­ge­zeich­net wirken.“
In dem Vier­tel gibt es ein klei­nes christ­li­ches Zen­trum, in dem sozia­le Pro­gram­me für Kin­der wie ein Second-Hand-Ver­kauf ange­bo­ten wer­den. Dort ent­stan­den auch die Lie­der. „Es war beein­dru­ckend, wie sie uns Zim­mer zur Ver­fü­gung stell­ten und über­all Sounds und Beats pro­du­ziert wur­den: Zwi­schen Klei­der­stän­dern, in WG-Räum­lich­kei­ten oder im Büro“, sag­te Chris­ti­an Danneberg.
Par­al­lel fan­den auch Video­auf­nah­men für die Songs statt. Abends gab es eine Talk-Run­de. „Es war toll zu sehen, dass sich eini­ge dar­auf einließen.“

Die Mit­ar­bei­ter von Lubu Beatz sind sehr dank­bar, dass gute Ver­bin­dun­gen zustan­de kamen und gegen­sei­ti­ger Respekt und Wert­schät­zung vor­han­den waren. „Wir waren eine Gemein­schaft auf Augen­hö­he, trotz sprach­li­cher Hür­den“, sag­te Ruth Anhorn. Am Sams­tag, 30. Sep­tem­ber, wer­den die neu­en Songs in Lud­wigs­burg präsentiert.

Musik ver­bin­det – Jugend­li­che und jun­ge Erwach­se­ne aus bil­dungs­fer­nen Milieus und unter­schied­li­chen kul­tu­rel­len Hin­ter­grün­den erhal­ten bei „Lubu Beatz” eine krea­ti­ve Platt­form, in der sie sich aus­drü­cken und Freun­de fin­den kön­nen. Sie wer­den ermu­tigt, ihr Poten­zi­al zu ent­de­cken und anzu­wen­den. Eige­ne Songs wer­den ent­wi­ckelt und auf die Büh­ne gebracht. Die Lubu Beatz-Stu­di­os sind dabei Musik­werk­statt und Treff­punkt zugleich. Das Mot­to „Mehr als Musik“ drückt aus: Jugend­li­che fin­den hier eine Hei­mat und posi­ti­ve Impul­se für ihr Leben.

„Wie kann unsere Region mit dem Evangelium erreicht werden?“

Micha­el und Tina Eck­stein unter­stütz­ten von 2009 bis 2022 den Auf­bau von Gemein­den in der Nor­man­die und arbei­te­ten zuletzt in Saint-Lô. Seit Som­mer 2022 set­zen sie sich in einer Gemein­de­grün­dung in Nan­tes ein. Zugleich ist Micha­el Team­lei­ter für Frank­reich. Wir haben ihm eini­ge Fra­gen gestellt.

Wie war euer Start in Nantes?
Wech­sel sind immer her­aus­for­dernd. Unse­re ältes­te Toch­ter ist in Saint-Lô geblie­ben. Der Umzug war sehr stres­sig, aber jetzt sind wir ange­kom­men. Die Gemein­de in Nan­tes hat ent­schie­den, einen Able­ger zu grün­den, der dann im Netz­werk mit wei­te­ren Able­gern und der „Mut­ter­ge­mein­de“ fun­giert. Es gibt ein Team, das sich schon vor unse­rer Ankunft eini­ge Gedan­ken gemacht und den ers­ten Got­tes­dienst geplant hat­te. Wir haben dann aber fest­ge­stellt, dass es noch eini­ges zu klä­ren gab. Was machen wir nach dem ers­ten Got­tes­dienst, wie geht es dann wei­ter? Gemein­sam haben wir an einer Pro­jekt­phi­lo­so­phie gear­bei­tet. Auch muss geklärt wer­den, wer aus der bis­he­ri­gen Gemein­de für wel­che Berei­che der neu­en Gemein­de zustän­dig ist.

Wel­che Rol­le hast du in der neu­en Gemeinde?
Wir sind bewusst nicht als Grün­der gekom­men. Wir woll­ten kei­ne Rol­le haben, bei der mit uns alles steht und fällt. Gleich­zei­tig war der Wunsch der Gemein­de, dass wir eine Lei­tungs­funk­ti­on über­neh­men. In die­ser Kon­stel­la­ti­on arbei­ten wir im Team.

Aktu­ell kommt in Frank­reich auf etwa 29.000 Ein­woh­ner eine evan­ge­li­sche Gemein­de. Das Ziel der Evan­ge­li­schen Alli­anz ist es, dass es pro 10.000 Ein­woh­nern eine Gemein­de gibt. Was ist nötig, um das zu erreichen?
Es muss auf jeden Fall die Sicht der Not­wen­dig­keit dafür wach­sen. Gleich­zei­tig muss das Kon­kur­renz­den­ken ver­schwin­den. Wenn etwas Neu­es ent­steht, gibt es von man­chen Per­so­nen immer die Sor­ge, dass Men­schen aus bestehen­den Gemein­den abge­zo­gen wer­den könn­ten. Natür­lich besteht die­se Gefahr. Aber wenn man Reich Got­tes bau­en will, muss man sich von die­sem Den­ken lösen.
Als klei­ne Gemein­de muss man bereit sein, sich hel­fen zu las­sen, gleich­zei­tig aber auch offen dafür sein, dort selbst zu hel­fen, wo man es kann.
Für Gemein­den soll­te der Fokus immer sein: Wie kann unse­re Regi­on mit dem Evan­ge­li­um erreicht wer­den? Wenn der Blick nach außen fehlt, beschäf­tigt man sich nur mit sich selbst.

Wo seht ihr eure neue Gemein­de in fünf Jahren?
Wir haben die Anfangs­schwie­rig­kei­ten über­wun­den und haben uns in der Kom­mu­ne so nie­der­ge­las­sen, dass wir nütz­lich sind und posi­tiv wahr­ge­nom­men wer­den. Natür­lich wün­sche ich mir auch, dass unser Able­ger gewach­sen ist und dass wir bis dahin einen Ältes­ten­kreis ein­rich­ten konn­ten. Gemein­sam wer­den wir über­le­gen, wie Schrit­te aus­se­hen könn­ten, um auch in eine ande­re Kom­mu­ne reinzukommen.

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Leben mit Perspektive

BANGLADESCH. Wel­che Chan­cen sie im Leben wohl haben wird? 2011 ist Kajol ein fröh­li­ches fünf­jäh­ri­ges Mäd­chen. Sie ver­steht noch wenig von den Fra­gen und Schwie­rig­kei­ten, die ihre Eltern haben. Ihr Vater ist Tage­löh­ner und ver­dient sein Geld auf den Fel­dern ande­rer Land­be­sit­zer. Er hat fünf Kin­der zu ver­sor­gen. Die Fami­lie besitzt nur das Stück Land, auf dem ihr Zuhau­se aus Bam­bus und Well­blech steht. Die Hilf­lo­sig­keit, wenn sei­ne Kin­der sich nicht satt essen kön­nen, ist für Kajols Vater kaum zu ertra­gen. Den­noch hält er an Jesus fest und geht regel­mä­ßig fünf Kilo­me­ter zu Fuß in die klei­ne nächst­ge­le­ge­ne Gemein­de. Über den Pas­tor erfährt er von den Kin­der­dör­fern in Dina­j­pur und ent­schei­det sich, sei­ne jüngs­te Toch­ter dort hin­zu­schi­cken. Sie soll lesen und schrei­ben ler­nen und damit eine Per­spek­ti­ve für ihr Leben bekom­men. Und so geschieht es: Kajol darf zur Schu­le gehen, und ihr Vater arbei­tet wei­ter­hin sehr hart, um sei­ne Kin­der best­mög­lich zu unterstützen.

Elf Jah­re spä­ter schließt das Mäd­chen die zehn­te Klas­se mit einem aus­ge­zeich­ne­ten Zeug­nis ab. Nicht nur der Wunsch nach einer guten Schul­bil­dung ging in Erfül­lung. Kajol hat sich zu einer jun­gen Frau ent­wi­ckelt, die an Jesus glaubt und in der Gemein­de sehr enga­giert ist. Sie liebt es, Kin­der in der Jung­schar zu unter­rich­ten und lei­tet das Musik­team. Die jun­ge Ban­gla­de­sche­rin hofft, dass sie eine Aus­bil­dung zur Kran­ken­schwes­ter machen kann, um auch ande­ren Men­schen zu hel­fen, so wie ihr gehol­fen wur­de. Betest du mit, dass Kajols Wunsch wahr wird?
Bene­dikt & Vere­na Tschauner

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„Wir glauben an die Auferstehung von Gemeinden.“

Nor­bert und Susan­ne Laf­fin arbei­ten seit 1990 in Frank­reich. Der ers­te Ein­satz­ort war Cou­tances. Dort grün­de­ten sie eine Gemein­de, die mitt­ler­wei­le selbst­stän­dig ist. Seit Som­mer 2017 sind sie in Alen­çon tätig. Mit knapp 30.000 Ein­woh­nern ist sie die größ­te Stadt im Land­kreis Orne in der Regi­on Nor­man­die. Nor­bert hat die Aus­bil­dung am Theo­lo­gi­schen Semi­nar der Lie­ben­zel­ler Mis­si­on absol­viert. Susan­ne ist gelern­te Kran­ken­schwes­ter. Sie haben sechs erwach­se­ne Kin­der. Wir haben Nor­bert eini­ge Fra­gen gestellt.

Ihr seid seit mehr als 30 Jah­ren in Frank­reich. Fühlt ihr euch mehr als Fran­zo­sen oder Deutsche?
Unse­re Kin­der wür­den sicher­lich sagen, dass sie bei­des sind: Fran­zo­sen und Deut­sche. Sie sind alle in der Nor­man­die gebo­ren und zur Schu­le gegan­gen und spre­chen natür­lich akzent­frei Fran­zö­sisch. Zu Hau­se haben wir bewusst eine deut­sche Kul­tur gepflegt. Wir woll­ten den Kin­dern die Chan­ce geben, bei­de Kul­tu­ren zu kennen.
Wir selbst füh­len uns eher als Deut­sche, die ger­ne in Frank­reich leben und uns mit Land und Leu­ten iden­ti­fi­zie­ren. So passt es gut, dass wir inzwi­schen bei­de Staats­bür­ger­schaf­ten besitzen.

Ihr habt die Gemein­de in Cou­tances gegrün­det, die mitt­ler­wei­le selbst­stän­dig ist. Wie läuft es für die Gemein­de in der Eigen­stän­dig­keit. Habt ihr noch Kontakt?
Als wir wei­ter­ge­zo­gen sind, schien die Lei­tung der Gemein­de gut auf­ge­stellt. Es war uns bewusst, dass ohne uns eine Lücke ent­steht, da wir als gan­ze Fami­lie im Ein­satz waren, bei der Musik, den Kin­dern, in der Jugend­ar­beit und so wei­ter. Doch die Gemein­de war sich sicher: „Wir schaf­fen das.“ Das war lei­der nicht der Fall. Die Ver­ant­wort­li­chen waren älter gewor­den, die jün­ge­ren beruf­lich über­las­tet. Es gibt heu­te kei­ne Jugend­ar­beit, kei­nen Kin­der­got­tes­dienst mehr, Räu­me ste­hen leer. Wir den­ken, dass es einen haupt­amt­li­chen Pas­tor bräuch­te, der die Kapa­zi­tä­ten hat, den Men­schen nach­zu­ge­hen, sie zu unter­wei­sen, Neu­es zu initi­ie­ren. Wir hat­ten kei­ne Mög­lich­keit, ihnen zu hel­fen, hat­ten wenig Kon­takt. Das tat im Her­zen weh. Eines Tages hör­te ich, wie Jean-Geor­ges Gan­ten­bein sag­te: „Ich glau­be an die Auf­er­ste­hung von Gemein­den.“ Ja, Cou­tances blieb Got­tes Gemein­de. Wir bete­ten wei­ter. Und dann geschah das Wun­der. Er hat einer jun­gen Pas­to­ren­fa­mi­lie die Gemein­de in Cou­tances aufs Herz gelegt, sie wer­den dem­nächst dort ihren Dienst auf­neh­men. Gott hat unse­ren Klein­glau­ben beschämt.

Auch in Alen­çon ist es euer Ziel, Men­schen in der Nor­man­die zu einem Leben mit Jesus ein­zu­la­den. Mitt­ler­wei­le ist eure Gemein­de ganz schön inter­kul­tu­rell gewor­den, oder?
Als wir nach Alen­çon kamen, tra­fen wir uns mit eini­gen wei­ßen Fran­zo­sen und einem afri­ka­nisch­stäm­mi­gen Mann. Dann wuchs die Gemein­de. Inzwi­schen haben auch Men­schen aus Burun­di, dem Iran, Mali, Mada­gas­kar und Indi­en zu uns gefun­den, vie­le über das Inter­net. Der Raum wird zu eng. Sie freu­en sich, mit­ein­an­der Gemein­schaft zu haben und Gott zu loben, ein klei­ner Vor­ge­schmack vom Him­mel. Wir wol­len eine inter­na­tio­na­le und gene­ra­ti­ons­über­grei­fen­de Gemein­de sein, in der jeder sei­nen Platz fin­det. Das ist sehr ermutigend.

Hast du ein Bei­spiel für jeman­den, der zu euch in die Gemein­de gefun­den hat?
Ali aus dem Iran kam vor vier oder fünf Jah­ren zu uns zum Oster­früh­stück. Wir hat­ten im Vor­feld gefragt, wer aus der Gemein­de alles dabei wäre. Ent­spre­chend wur­de für die Leu­te ein­ge­deckt. Plötz­lich stand Ali im Flur. Fran­zö­sisch sprach er kaum. Wir hol­ten natür­lich noch ein Gedeck für ihn. Ali erzähl­te uns spä­ter, dass er sich im Islam nicht mehr wie­der­fin­det und schau­en woll­te, wie es so bei den Chris­ten ist. Jah­re­lang ist er treu zum Got­tes­dienst gekom­men, hat sich in die letz­te Rei­he gesetzt, ist aber nach dem Got­tes­dienst wie­der schnell ver­schwun­den. Als Gemein­de haben wir regel­mä­ßig für ihn gebe­tet. Gott hat dann in sei­nem Leben ein zwei­fa­ches Wun­der getan. Nach einem län­ge­ren „Hür­den­lauf“ bekam er zunächst eine Auf­ent­halts­ge­neh­mi­gung, hat dann Arbeit und eine Woh­nung gefun­den. Das größ­te Wun­der ist aber, dass er zu einem per­sön­li­chen Glau­ben fand. Er sag­te eines Tages zu mir: „Ich habe euch immer zuge­hört und jetzt habe ich Jesus im Her­zen.“ Ali ist fröh­lich dabei und will sich nun tau­fen lassen.

Wie ist der Stand in Alen­çon auf dem Weg in die Selbstständigkeit?
Durch ein neu­es Gesetz sind wir ange­hal­ten, selbst als klei­ne Gemein­de einen eige­nen reli­giö­sen Ver­ein zu grün­den. Dadurch haben sich die Din­ge schnel­ler ent­wi­ckelt als geplant. Sta­tu­ten und eine Gemein­de­ord­nung wur­den erar­bei­tet und beschlos­sen. Es gibt nun einen offi­zi­el­len Vor­stand, Gott hat ver­läss­li­che Leu­te geschenkt. Noch benö­ti­gen sie den Mis­sio­nar, der vor­an­geht. Auch ein, zwei Gemein­de­äl­tes­te müs­sen noch in die Lei­tung beru­fen wer­den. Doch kann ich mir vor­stel­len, dass die Gemein­de bis zu mei­nem Ruhe­stand einen fran­zö­si­schen Pas­tor haben könn­te. Solan­ge das Gebäu­de noch abbe­zahlt wer­den muss, ist es finan­zi­ell schwie­rig, einen Haupt­amt­li­chen anzu­stel­len. Aber bis in ein paar Jah­ren könn­te das mit Got­tes Hil­fe auch gelingen.

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Hoffnung in kaputte Familien bringen

Mat­thi­as und Kat­ja Bach­mann arbei­ten seit August 2017 an der Ama­no-Schu­le in Sam­bia. Zu ihren Auf­ga­ben gehö­ren Unter­richt, Betreu­ung, Seel­sor­ge, Jün­ger­schaft sowie Kin­der- und Jugend­ar­beit. Mat­thi­as arbei­te­te nach dem Stu­di­um von Geschich­te und Anglis­tik als Gym­na­si­al­leh­rer. Kat­ja hat an der Evan­ge­lis­ten­schu­le Johan­ne­um in Wup­per­tal stu­diert und war Jugend­re­fe­ren­tin. Zur­zeit sind sie in Deutsch­land und berich­ten von ihrer Arbeit. Wir haben ihnen eini­ge Fra­gen gestellt.

Was liebt ihr an Sambia?
Wir lie­ben die Offen­heit, Fröh­lich­keit und Freund­lich­keit der Men­schen. Sie sind alle sehr unter­schied­lich und haben „ihre“ Geschich­te. Es gefällt uns, dass die Zeit nicht im Mit­tel­punkt steht. Es geht den Men­schen um Bezie­hun­gen. Das war­me Wet­ter und Got­tes wun­der­ba­re Schöp­fung mit einer atem­be­rau­ben­den Natur fin­den wir auch sehr schön.

Und auf was habt ihr euch in Deutsch­land beson­ders gefreut?
Freun­de, Fami­lie, Früh­ling, Lau­gen­bre­zeln und deut­sches Essen.

Die Ama­no-Schu­le ist ein rich­ti­ges Hoff­nungs­pro­jekt. Warum?
Weil sie jun­gen Men­schen in Sam­bia eine Chan­ce und Per­spek­ti­ve gibt, die sie sonst nicht hät­ten. Eine gute Bil­dung ist wich­tig. Es geht uns an der Ama­no-Schu­le aber um mehr. Wir wün­schen uns, dass die Schü­le­rin­nen und Schü­ler das Evan­ge­li­um ken­nen­ler­nen und Jesus ihr Leben prägt. Es ist schön zu sehen, wie die Ama­no-Schu­le Hoff­nung in kaput­te Fami­li­en bringt. Durch die Inter­na­tio­na­li­tät der Schu­le kön­nen wir außer­dem auch Kin­der aus Län­dern errei­chen, die wir sonst nie errei­chen wür­den wie zum Bei­spiel unse­re Schü­ler aus China.

Wie wird die Ama­no-Schu­le in Sam­bia wahrgenommen?
Sie hat bei den meis­ten einen sehr guten Ruf. Es gibt immer vie­le Anfra­gen für die Schul­plät­ze. Lei­der kön­nen wir längst nicht alle Kin­der auf­neh­men. Die Schu­le mit ihrem gro­ßen Gelän­de fällt auf und ist bekannt für das hohe Bil­dungs­ni­veau und dafür, dass es eine christ­li­che Schu­le ist und wir zu unse­rem christ­li­chen Pro­fil ste­hen. Sams­tags ist unser Gelän­de beim Kids Club für ande­re Kin­der geöff­net, was auch eine super Chan­ce ist.

Was sind die Her­aus­for­de­run­gen in eurer Arbeit?
Es gibt so vie­le Auf­ga­ben und wir sind nicht so vie­le Mit­ar­bei­ter. Unser Team ist sehr inter­na­tio­nal und besteht aus vie­len Gene­ra­tio­nen. Wo Men­schen zusam­men sind, gibt es auch immer wie­der Rei­bung. Ansons­ten wür­den sicher man­che sagen, dass es her­aus­for­dernd ist, dass es zum Bei­spiel Strom und flie­ßen­des Was­ser nicht immer gibt. Für uns steht das aber nicht im Vor­der­grund, damit kom­men wir gut klar. Was uns mehr her­aus­for­dert ist die Kurz­fris­tig­keit: Immer wie­der fal­len Mit­ar­bei­ter kurz­fris­tig aus. Und auch bei den Kin­dern kann es sein, dass man­che nach den Feri­en ein­fach feh­len, weil die Eltern plötz­lich weg­ge­zo­gen sind und die Kin­der nicht abge­mel­det haben.

Was wünscht ihr euch für die Amano-Schule?
Dass wei­ter­hin vie­le Kin­der und Jugend­li­che zu Jesus fin­den. Dass die Schu­le Aus­wir­kun­gen hat für ihr Leben und sie für ihre Berufs­welt eine christ­li­che Basis mit­be­kom­men. Für unse­re Regi­on wün­schen wir uns auch eine posi­ti­ve Wir­kung. Wenn wir genü­gend Mit­ar­bei­ter hät­ten, könn­ten wir auch unse­re Umge­bung noch stär­ker prägen.

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Taifun richtet große Schäden auf der Insel Guam an

Gro­ße Schä­den hat der Tai­fun „Mawar“ ver­ur­sacht, der am 24. Mai die Insel Guam getrof­fen hat. Mit Wind­bö­en von mehr als 220 km/h war es der stärks­te Tai­fun in der Regi­on seit mehr als 20 Jah­ren. Betrof­fen ist auch die Paci­fic Islands Uni­ver­si­ty PIU (Theo­lo­gi­sche Uni­ver­si­tät Mikro­ne­si­en), die von der Lie­ben­zel­ler Mis­si­on gegrün­det wur­de. Gott sei Dank wur­den bei dem Unwet­ter kei­ne Per­so­nen ver­letzt. Aber es kam zu immensen Schä­den an Gebäu­den und Infra­struk­tur. Meh­re­re Klas­sen­zim­mer, Büro­ge­bäu­de und Unter­künf­te wur­den beschä­digt, Dächer abge­deckt oder voll­stän­dig zer­stört. An eini­gen Stel­len lie­gen nun elek­tri­sche Lei­tun­gen und Netz­werk­ka­bel völ­lig frei. Die Stu­den­ten, die im stark betrof­fe­nen Män­ner­wohn­heim woh­nen, wur­den vor­über­ge­hend in die Biblio­thek ver­legt. Aktu­ell (Stand 31. Mai) ist die Strom­ver­sor­gung auf der Insel noch nicht wie­der her­ge­stellt. Der Uni­ver­si­täts­be­trieb ist vor­über­ge­hend ausgesetzt.

Die Lie­ben­zel­ler Mis­si­on unter­stützt den Wider­auf­bau der Gebäu­de und Infra­struk­tur der PIU finanziell.

Bit­te betet für alle betrof­fe­nen Men­schen auf der Insel Guam! Herz­li­chen Dank für alle Fürbitte.

Margit Schwemmle übergangsweise neue Leiterin der „Evangelical University“

Mar­git Schwemm­le, seit 2012 Mis­sio­na­rin in Sam­bia, über­nimmt ab Mai 2023 über­gangs­wei­se die Lei­tung der „Evan­ge­li­cal Uni­ver­si­ty“ in Ndo­la. Sie tritt die Nach­fol­ge von Dr. Laza­rus Phi­ri an, der von Janu­ar 2012 bis April 2023 die Ein­rich­tung leitete.

Die „Evan­ge­li­cal Uni­ver­si­ty“ befin­det sich in Ndo­la im Her­zen des „Kup­fer­gür­tels“, der Indus­trie­re­gi­on im Zen­trum von Sam­bia. Sie wur­de 1960 als „Bible Col­lege of Cen­tral Afri­ca“ gegrün­det. 1979 über­nahm die Evan­ge­li­sche Alli­anz Sam­bi­as die Trä­ger­schaft. 1981 erfolg­te die Umbe­nen­nung in „Theo­lo­gi­cal Col­lege of Cen­tral Afri­ca (TCCA)“. Im Jahr dar­auf began­nen die ers­ten Stu­den­ten mit Diplo­ma- und Bache­lor-Pro­gram­men in Theo­lo­gie. Seit 1988 wird zusätz­lich zum Theo­lo­gie­stu­di­um ein Abschluss für Reli­gi­ons­leh­rer an wei­ter­füh­ren­den Schu­len ange­bo­ten. Neue Mög­lich­kei­ten, eine staat­li­che Aner­ken­nung zu bekom­men, führ­ten zu einer Regis­trie­rung als pri­va­te Uni­ver­si­tät, und 2014/15 wur­de aus TCCA die „Evan­ge­li­cal Uni­ver­si­ty“. 2018 wur­den alle ange­bo­te­nen Pro­gram­me vom sam­bi­schen Bil­dungs­mi­nis­te­ri­um aner­kannt. Zur­zeit stu­die­ren 80 Män­ner und Frau­en an der Universität.

Das Mot­to der Uni­ver­si­tät ist: „Und was du von mir gehört hast durch vie­le Zeu­gen, das befiehl treu­en Men­schen an, die tüch­tig sind, auch ande­re zu leh­ren. (2. Timo­theus 2,2)“ Die „Evan­ge­li­cal Uni­ver­si­ty“ ist eine der Part­ner­uni­ver­si­tä­ten der Inter­na­tio­na­len Hoch­schu­le Lie­ben­zell. Die Stu­den­ten kom­men aus ver­schie­de­nen Gemein­de­ver­bän­den und kön­nen fünf ver­schie­de­ne Abschlüs­se erwer­ben. Durch das an die Ein­rich­tung ange­glie­der­te Stu­den­ten­wohn­heim haben die 15 sam­bi­schen Mit­ar­bei­ter viel per­sön­li­chen Kon­takt zu den Stu­die­ren­den. „Wir haben als ‚Allein­stel­lungs­merk­mal‘ im Land ein akkre­di­tier­tes Pro­gramm für Frau­en, die sich in Gemein­den in ver­schie­de­nen Berei­chen ein­brin­gen und dafür bes­ser aus­ge­bil­det wer­den wol­len“, sag­te Mar­git Schwemmle.
Die Stu­den­ten arbei­ten nach ihrem Abschluss in Gemein­den als Pas­to­ren, als Leh­rer an wei­ter­füh­ren­den Schu­len, als Lei­ter von Gemein­de­ver­bän­den und in Entwicklungshilfeorganisationen.

Mar­git Schwemm­le hofft, „dass auch in Zukunft unser Mot­to ver­wirk­licht wird und unse­re Stu­den­ten zu Men­schen wer­den, die das, was sie gehö­ret haben, an ande­re wei­ter­ge­ben‘. Für mich per­sön­lich wün­sche ich mir, dass ich die Lei­tungs­auf­ga­be mit der dazu­ge­hö­ren­den Ver­ant­wor­tung kul­tu­rell ange­passt so aus­füh­ren kann, dass wir als Team an einem Strang zie­hen und Vor­bil­der für unse­re Stu­den­ten sind.“ Wir beten, dass bis spä­tes­tens Anfang 2024 eine neue, von Gott beru­fe­ne Lei­tung für die „Evan­ge­li­cal Uni­ver­si­ty“ gefun­den wird.

Gut gemeint ist nicht immer gut

Ein Last­wa­gen vol­ler Zie­gen bringt nicht nur Segen. Das hat Mis­sio­nar Johan­nes Urs­chitz in Mala­wi erlebt. Denn fal­sche Nutz­tier­hal­tung trägt zur Nah­rungs­mit­tel­knapp­heit in den Dör­fern bei. Zie­gen sind ohne Hir­ten unter­wegs und zer­stö­ren die Pflan­zen auf den Fel­dern und Gär­ten. Nach vie­len Gesprä­chen und Sit­zun­gen mit den Dorf­ver­ant­wort­li­chen wur­den von den Dorf-Komi­tees Regeln zur Tier­hal­tung aufgestellt.

„Lei­der klappt es mit der Umset­zung noch nicht, aber immer­hin waren wir auf einem guten Weg.“ Nun kam vor zwei Wochen eine Hilfs­or­ga­ni­sa­ti­on mit dem guten Anlie­gen ins Dorf­ge­biet, die Lebens­si­tua­ti­on der Armen unter der Bevöl­ke­rung zu ver­bes­sern. Ein Last­wa­gen, voll­be­la­den mit Zie­gen, fuhr vor. Unter viel Freu­de und Jubel der Emp­fän­ger fand die Ver­tei­lung statt. Die Hilfs­or­ga­ni­sa­ti­on ist inzwi­schen wei­ter­ge­zo­gen. „Wir aber sehen mit gro­ßem Bedau­ern (und Frust), dass nun noch mehr Zie­gen als zuvor in den Fel­dern unter­wegs sind.“

Mit einem der mala­wi­schen Vor­stands­mit­glie­der sind nächs­te Woche Dorf­ver­an­stal­tun­gen geplant, um das The­ma „Sinn­vol­le Nutz­tier­hal­tung“ erneut ins Gespräch zu brin­gen. „Wer die Geschen­ke bringt ist der umju­bel­te Gön­ner, wer die Pro­ble­me auf den Tisch kehrt und zu nöti­ger Ver­än­de­rung und mehr Eigen­ver­ant­wor­tung ermu­tigt, ist dage­gen eher der Buh­mann“, sag­te Johan­nes Urs­chitz. Solan­ge jemand hilft und die Erwar­tun­gen der Men­schen erfüllt, ist er ger­ne gese­hen und über­all will­kom­men. Das tut gut, ist jedoch lei­der sel­ten die bes­te Lösung der Probleme.

Eine Fußball-Liga für über 80-jährige Männer

Män­ner über 80 Jah­re, die in einer eigens im Janu­ar gegrün­de­ten Liga hin­ter einem Fuß­ball hin­ter­her­ja­gen? Undenk­bar? Nicht in Japan! Das berich­tet der Lie­ben­zel­ler Mis­sio­nar Tho­mas Beck. In kei­nem Land leben so vie­le alte Men­schen, über 90.000 der rund 124 Mil­lio­nen Japa­ner zäh­len über 100 Jah­re, Ten­denz stei­gend. Nir­gends gibt es der­zeit pro­zen­tu­al mehr Hundertjährige.

Die Ster­be­ra­te ist dabei so hoch wie nie, gleich­zei­tig sank die Gebur­ten­ra­te auf ein Niveau, das eigent­lich erst für 2033 pro­gnos­ti­ziert wur­de. Laut der Regie­rung hat ein ver­än­der­ter Lebens­stil infol­ge der Coro­na-Pan­de­mie und der wach­sen­de Trend, spä­ter oder gar nicht zu hei­ra­ten, zu die­sem signi­fi­kan­ten Gebur­ten­rück­gang geführt.

2021 ist die Zahl der Ehe­schlie­ßun­gen zudem auf­grund der Pan­de­mie auf den nied­rigs­ten Stand seit Ende des Zwei­ten Welt­kriegs gesun­ken. Laut einer aktu­el­len Umfra­ge möch­te die Hälf­te der Unver­hei­ra­te­ten unter 30 Jah­ren kei­ne Kin­der. 53 Pro­zent der Män­ner und 46 Pro­zent der Frau­en wol­len nicht Eltern wer­den. Bei den ver­hei­ra­te­ten Paa­ren sieht es auch nicht bes­ser aus, nur 48 Pro­zent geben an, dass sie ger­ne Kin­der hät­ten. Begrün­det wird das mit Zukunfts­ängs­ten und finan­zi­el­len Aspekten.

Die Zah­len zei­gen, dass Japan mit einer dop­pel­ten Her­aus­for­de­rung zu kämp­fen hat: Zum einen wer­den immer weni­ger Kin­der gebo­ren, zum ande­ren altert die Bevöl­ke­rung immer mehr. Das bedeu­tet aber auch, dass Japan noch eine sehr rüs­ti­ge und akti­ve älte­re Gene­ra­ti­on hat, die nach wie vor offen und inter­es­siert ihre Umwelt wahrnimmt.

„Für uns als Gemein­de heißt das auch, dass wir die­se Gene­ra­ti­on nicht ver­ges­sen dür­fen. Auch ihnen gilt der Auf­trag, das Evan­ge­li­um zu ver­kün­di­gen und ihnen von der Ret­tung durch Jesus Chris­tus zu erzäh­len“, sag­te Tho­mas Beck. Die Gemein­de dort hat einen Abhol­dienst ein­ge­rich­tet, damit auch älte­re Men­schen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, am Got­tes­dienst teil­neh­men kön­nen. „Außer­dem machen wir in der Gemein­de immer wie­der deut­lich, dass unser Lebens­wert nicht vom Tun her defi­nie­ren ist, son­dern von unse­rem Sein. Gera­de den älte­ren Men­schen machen wir immer wie­der deut­lich, dass uns ihr Dabei­sein wich­tig ist und uns des­halb kein Weg zu scha­de ist, um sie abzu­ho­len.“ Dane­ben kann jeder nach dem Got­tes­dienst einen Aus­druck der Pre­digt erhal­ten, um sie noch ein­mal nach­le­sen zu kön­nen. Außer­dem gibt es beson­de­re Gebets­ein­hei­ten, in denen ganz spe­zi­ell für die älte­ren Besu­cher und ihre eige­nen Anlie­gen gebe­tet wird.

Tho­mas und Ire­ne Beck sind seit fast 30 Jah­ren in Japan vor allem in der Gemein­de­grün­dungs­ar­beit aktiv. Das Ehe­paar mit vier fast erwach­se­nen Kin­dern ist seit 2012 in Toka­i­chi­ba im Ein­satz. Tho­mas lei­tet dane­ben als Geschäfts­füh­rer die reli­giö­se Kör­per­schaft der Lie­ben­zel­ler Mis­si­on in Japan, die unter ande­rem 16 Gemein­den und ein Frei­zeit­heim umfasst. Rund ein Pro­zent der rund 124 Mil­lio­nen Japa­ne­rin­nen und Japa­ner sind Chris­ten, davon sind 680.000 Evan­ge­lisch. Die Lie­ben­zel­ler Mis­si­on ist seit 1924 mit Mis­sio­na­ren in dem Land tätig.